Die Validierung von Bewegungsstereotypen mittels EMG-Polvgrafie bei gesunden Probanden

Ziel dieser Studie war es, die Bewegungsstereotypen nach Janda mittels Oberflächen- Elektromyographie (O-EMG) zu validieren. Dazu wurde die Messung der Muskelfunktion mit einem 8-Kanal-Oberflächen-EMG durchgeführt. Hauptaugenmerk wurde auf die Aktivierungsreihenfolge der verschiedenen Muskelgruppen in der Kette des jeweiligen Bewegungsstereotyps gelegt. Die Studie hatte folgende Bewegungsstereotype als Untersuchungsmittelpunkt: Armabduktion, Hüftabduktion, Hüfthyperextension, Kopfanteflexion, Rumpfanteflexion und Liegestütz. Für die Forschung auf dem Gebiet der Sensomotorik ist es von immenser Bedeutung, effiziente Methoden zur Beurteilung von Bewegungsstereotypen zu entwickeln und zu verbessern. Die Oberflächen- Elektromyographie ist eine geeignete Methode für die Registrierung von Muskelaktivitäten und wurde auf ihre Reliabilität und Praktikabilität hin geprüft. Eine Auswertungssoftware sollte das diagnostische Messverfahren erleichtern. Es wurden 20 klinisch gesunde Probanden untersucht. Während der dreimaligen Wiederholung des jeweiligen Stereotyps, wurde mittels Oberflächen- EMG Muskelaktivitäten abgeleitet, graphisch dargestellt und mit Hilfe der Auswertungssoftware die Rekrutierungsreihenfolge abgebildet. Es wurden Übereinstimmungen der Ergebnisse bezüglich der Aktivierungsreihenfolge der untersuchten Muskelgruppen mit der von Janda als ideal bewerteten ermittelt. Ebenfalls wurde die visuelle Untersuchung durch einen erfahrenen Untersucher durchgeführt und ausgewertet. Die EMG- Polygraphie zeigte eine überwiegend gute bis sehr gute Intrasession- Reliabilität bei Beurteilung der sechs Bewegungsstereotypen hinsichtlich der Aktivierungsreihenfolgen, mit Overall- Kappa- Koeffizienten von -0,444 bis 0,926. Die schlechten Kappa- Werte wurden bei der Rumpfanteflexion ermittelt, ansonsten sind die Ergebnisse zufrieden stellend, mit 56-100% Overall- Kappa- Koeffizienten über 0,5. Die Intersession- Reliabilität zeigte ebenfalls gute bis sehr gute Übereinstimmungen, mit Overall- Kappa- Koeffizienten von 0,200 bis 0,838. Auch bei diesem Testgütekriterium bildet die Rumpfanteflexion das Schlusslicht. Zusammenfassend wurden gute Ergebnisse ermittelt mit 75-100% Overall- Kappa- Koeffizienten über 0,5. Die visuelle Ermittlung der Rekrutierungsreihenfolge ergab eine deutliche Rangverteilung mit lediglich minimaler Streuung. Neben der Anzahl der Wiederholungen hat auch die Objektivität des Untersuchers Einfluss auf die Ergebnisse (Bak 1998). Da die zeitlichen Unterschiede der Muskelaktivierung im Millisekundenbereich liegen, ist die O-EMG der visuellen Methode vorzuziehen. Die SinfoMed EMG- Software ist ein guter Anfang für eine praktikable Auswertungssoftware in der O-EMG. Sie sollte in der Zukunft noch optimiert werden um die Aussagekraft dessen zu verbessern und mögliche Fehlinterpretationen vermieden werden können. Es konnte in dieser Studie bestätigt werden, dass die O-EMG ein geeignetes Verfahren zur Bewertung von Bewegungsstereotypen ist, sowie für wissenschaftliche und diagnostische Zwecke geeignet ist. Möglicherweise kann die O-EMG auch zur Feedback-Therapie eingesetzt werden.

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