Multiorgandysfunktionen erschweren häufig den Verlauf kardiovaskulärer Erkrankungen und erlauben es, Patienten mit einer schlechten Prognose zu identifizieren. Der Model-for-End Stage-Liver Disease (MELD)-Score und seine Modifikationen kombinieren Laborparameter zur Leber- und Nierenfunktion und sind ein nützliches Instrument für die Beurteilung von Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen. Ziel dieser Arbeit ist es, das MELD-Scoring-System als Assessment-Tool des klinischen Verlaufes bei Patienten mit vier kardiologischen Erkrankungen zu beleuchten und den für jedes Krankheitsbild am besten geeigneten Score zu identifizieren. In dieser retrospektiven single-center Studie wurden 1121 Patienten eingeschlossen, die sich am Universitätsklinikum Jena mit Herzinsuffizienz (HI, n = 597), Aortenklappenstenose (AS, n = 297), akuter Myokarditis (MD; n = 33) oder ST-Streckenhebungsinfarkt (STEMI, n = 194) vorstellten. HI-, AS- und STEMI-Patienten, die innerhalb des Beobachtungszeitraumes verstarben, hatten signifikant erhöhte MELD-, MELD-XI- und MELD-Na-Werte im Vergleich zu den Überlebenden. Mit Einschluss des MELD-Na in die Vorhersage der Mortalität für das gesamte Patientenkollektiv und für HI-Patienten verbesserte sich die Genauigkeit signifikant, bei STEMI-Patienten durch Einschluss des MELD-Scores. Bei Patienten mit AS und MD führte die Einbeziehung des MELD-Scoring-Systems nicht zu einer signifikanten Verbesserung der Vorhersagegenauigkeit. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass das MELD-Scoring-System ein geeignetes Assessment-Tool für die Bewertung der Leber und Nierendysfunktion ist und die Vorhersage der Mortalität bei Patienten mit HI und STEMI verbessert. Die für die Scores verwendeten Laborparameter sind schnell verfügbar und werden oft standardmäßig zur Diagnostik erhoben, sodass diese Methode sowohl im klinischen als auch ambulanten Setting angewendet werden kann.