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Probabilistische Ortsnetzmodelle Radulfs, der Hedene und Theotbalds : Part I Modell, Radulf-Netz und Hedene-Ortsassoziation

Die Anregung zu dieser Untersuchung ging von einem Beitrag von Volker Schimpff aus, der vor mehr als eineinhalb Jahrzehnten unter dem Thema „Die Heden-Orte in Thüringen“ nicht nur die Ergebnisse seiner Analyse von Ortsnamen mitteilte, sondern auch demonstrierte, dass auf diesem Wege Resultate erzielbar sind, die unter einschränkenden Voraussetzungen „für eine breitere Grundlegung historischer Aussagen“ genutzt werden können.

Im Unterschied zu Volker Schimpff werden nicht nur die Untersuchungen ausgeweitet auf Orte, deren Ortsnamen (ON) sich aus Personennamen (PN) aller Hedene sowie von Radulf und Theotbald ableiten lassen, sondern es wird außerdem versucht, zusätzliche Erkenntnisse durch ein probabilistisches Ortsnetz-Modell zu gewinnen. Dieses Modell wird in einem ersten Abschnitt detailliert erläutert. Es fußt auf der logischen Wahrscheinlichkeit nach Carnap. Der Bestätigungsgrad für jeden ON, dass er von einem bestimmten PN ableitbar und einer bestimmten Person zuordenbar ist, wird im Intervall 0 ≤ p ≤ 1 ausgedrückt. Er ist Bestandteil des Modellnamens jedes Ortes.

Im zweiten Abschnitt werden Radulf-Orte identifiziert und kartiert und dieses Netz mit dem von Hruodi-Orten verglichen. Im dritten Abschnitt wird in gleicher Weise eine Gruppe von Hedene-Orten untersucht, die im Zentrum Thüringens festgestellt wurde. Beide Ortnetz-Modelle werden hinsichtlich ihrer Wahrscheinlichkeit und ableitbarer Aussagen interpretiert.

Mit Modellen, die das Wesen des Sachverhalts zweckentsprechend abbilden, gelingt es im Allgemeinen zusätzliche Erkenntnisse über den Sachverhalt zu gewinnen. In diesem Fall waren es vor allem folgende Einsichten und Aufschlüsse:

1. Es lassen sich nicht nur Heden-Orte in Thüringen nachweisen, sondern auch Orte von Hruodi, Gozbert und anderer Personen, die zur Sippe der Hedene gehören, sowie von Radulf und Theotbald.

2. An einigen Stellen haben die Hedene, beginnend mit Hruodi und endend mit den Kindern von Heden II., nacheinander nahbeieinander Orte angelegt. Diese Formen, der über fünf Generationen anwachsenden räumlichen Konzentrationen, werden Assoziationen genannt.

3. Bei den zu Assoziationen gehörenden Orten tritt zu dem persönlichen Identifikator ‚PN und seine Beziehung zum ON‘ ein familiärer Indikator hinzu, der aus der ‚Zugehörigkeit der Person zur Sippe‘ resultiert, hinzu. Letzterer erhöht die Wahrscheinlichkeit des erstgenannten. Diese, durch das Modell aufgedeckte Eigenschaft, ermöglicht es nicht nur, die Wahrscheinlichkeit bereits erkannter Orte in Assoziationen zu erhöhen, sondern auch noch nicht erkannte, in der Nähe von Assoziationen befindliche Orte, in die Untersuchung einzubeziehen, wenn sie die Bedingungen erfüllen.

4. Die kartierte Verteilung der Orte weist mit Hilfe von Netzlinien auf wesentliche Strukturen hin, deren Entstehen als zielgerichtete Handlungen Radulfs, der Hedene und Theotbalds interpretiert werden können.

5. Schließlich ermöglicht das Modell Aussagen über das mögliche Verhältnis von Radulf und Hruodi. Außerdem finden sich in diesem ersten Beitragsteil einige wenige Aufschlüsse über die Rolle, die Theotbald gespielt haben könnte. Letztere wird aus Part II, ausgehend vom gegenwärtigen Arbeitsstand, noch deutlicher hervorgehen können.

6. In Annexen werden die frühmittelalterliche Siedlungsstruktur des Radulf-Ortes Frankenhausen und die Lage des Heden-Hofes in Arnstadt rekonstruiert.

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