Bereits seit Beginn der COVID-19 Pandemie berichten Betroffene nach einer SARS-CoV-2 Infektion von einer anhaltenden bzw. teils neu entstehenden Symptomatik, diese wird ab zwölf Wochen nach akuter Infektion als „Post-COVID Syndrom“ bezeichnet. Am Universitätsklinikum Jena wurde im August 2020 eine Post-COVID Ambulanz eröffnet, in der sich bis zum 31. Juli 2021 314 Patientinnen vorstellten. Die Erstvorstellung in der Ambulanz erfolgte im Median 158 Tage nach Diagnosestellung einer SARS-CoV-2 Infektion. Das mediane Alter betrug 50 Jahre, 59,6% waren weiblich. Eine stationäre Aufnahme im Rahmen der akuten Infektion war bei 35,4% der Patientinnen notwendig, 64,6% erlebten die Infektion unter ambulanten Bedingungen. Symptome und Beschwerden sowie Begleiterkrankungen wurden durch eine Anamneseerhebung, körperliche Untersuchung, den Einsatz verschiedener Fragebögen und Durchführung von Laboruntersuchungen erfasst. Hierbei konnte gezeigt werden, dass die Symptome Fatigue, Dyspnoe und Konzentrationsstörungen als die häufigsten Sequelae angegeben wurden. Unter Einsatz der Fragebögen zeigte sich, dass 81,1% der Patientinnen an depressiver Symptomatik litten (erfasst durch den Patient Health Questionnaire 9). Fatigue konnte anhand der Erhebungsinstrumente Fatigue Assessment Scale und Brief Fatigue Inventory bei 72,4% bzw. 93,2% festgestellt werden. Überraschenderweise war die Fatigue ausgeprägter bei jenen, die während der akuten Infektion nicht hospitalisiert waren und weniger Komorbiditäten aufwiesen. Kognitive Defizite hingegen intensivierten sich mit steigendem Schweregrad der Erkrankung, vermehrten Komorbiditäten und höherem Alter. Bei den untersuchten Patientinnen mit Post-COVID waren Fatigue, depressive Verstimmungen und Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen fünf Monate nach akuter Infektion noch stark ausgeprägt und bestimmen die Lebensqualität der Patient*innen. Vor diesem Hintergrund sind bei Post-COVID effektive Behandlungskonzepte dringend erforderlich.