Neurokognitive Performanz von Patienten mit Hypersomnolenzen zentralnervösen Ursprungs

Die Verwendung von neurokognitiven Parametern zur Diagnostik der Hypersomnolenzen zentralnervösen Ursprungs ist bislang kein Usus in der Diagnostik von exzessiver Tagesschläfrigkeit. Aufgrund der theoretischen Grundlagen neurobiologischer Regelkreise ist davon auszugehen, dass der verringerte cerebrospinale Hypocretin-Spiegel bei Patienten mit Narkolepsie Typ 1 zu einer vergleichsweise geringen Monotonietoleranz und damit zu einer schlechten Performanz insbesondere in Aufgaben mit Monotoniecharakter im Vergleich zu Hypersomnolenzen mit normalem Hypocretin-Spiegel führt. Ziel dieser Untersuchung war die Charakterisierung der neurokognitiven Profile bei Patienten mit Narkolepsie sowie idiopathischer Hypersomnie. Verwendung hierfür fand eine multizentrische, retrospektive Datenanalyse von 298 Probanden aus den Schlaflaboren des Universitätsklinikums Jena und der Hephata-Klinik Schwalmstadt-Treysa über einen Zeitraum von über zehn Jahren. Unter Einbeziehung subjektiver und objektiver Parameter der Müdigkeit sowie des Hypocretin-Spiegels erfolgte die Untersuchung der neurokognitiven Leistungsfähigkeit in Aufgaben der Vigilanz, Alertness, geteilter Aufmerksamkeit sowie kognitiver Flexibilität. Es konnten keine stringenten neurokognitiven Muster detektiert werden. Jedoch zeigte sich eine Assoziation zwischen objektiven Parametern der Müdigkeit und einer verringerten Reaktionszeit in der Vigilanzaufgabe zuungunsten einer höheren Fehlerrate. Ebenso ging die schnellere Reaktionszeit in der Vigilanzaufgabe mit einem geringeren Hypocretin-Level einher. Diese Ergebnisse lassen sich als speed-accuracy trade-off im Sinne einer verminderten Reaktionslatenz auf Kosten einer höheren Fehlerrate erklären. Ob die Verstärkung dieses Effekts bei erhöhter Müdigkeit möglicherweise auf einer Zunahme impulsiver Antwortmuster aufgrund der Defizienz von Hypocretin beruht und somit ein Alleinstellungsmerkmal der Narkolepsie Typ 1 darstellt, muss in zukünftigen Untersuchungen bestätigt werden.

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