Verbale und körperliche Gewalt von Patienten gegenüber Pflegenden : eine deskriptive Studie am Universitätsklinikum Jena

Das hochrelevante Thema der verbalen und körperlichen Gewalt von Patienten gegenüber Pflegenden in Kliniken wurde, v.a. in der deutschsprachigen Literatur, bisher eher selten untersucht. Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit dem Universitätsklinikum in Jena und hat zum Ziel, die Prävalenz von Gewaltvorkommnissen und deren Ursachen darzulegen sowie entsprechende Präventionsmaßnahmen vorzustellen. Für den ersten Themenüberblick wurden in einer Vorstudie zunächst 5 narrative Interviews mit Pflegenden durchgeführt. Die anschließende Fragebogengenerierung erfolgte anhand eines Fragebogens einer WHO-Studie aus dem Jahr 2003. Bei 850 verteilten Fragebögen wurde eine Rücklaufquote von 27,1 % erreicht. Fast 75,0 % der Befragten erlebten in den letzten 12 Monaten verbale, 37,5 % sogar körperliche Gewalt – und das meist mehrfach. Das höchste Gewaltaufkommen zeigt sich in der Psychiatrie sowie der Notaufnahme. Mit Interventionsbereitschaft und Ursachenforschung des Klinikums ist die Mehrheit der Pflegenden aktuell unzufrieden. Dies hängt u.a. damit zusammen, dass viele Fälle bei hoher Toleranzbereitschaft oftmals nicht gemeldet werden. Zu niedrige Meldezahlen maskieren jedoch das tatsächliche Ausmaß der Problematik, woraus resultierend oftmals kein Handlungsbedarf gesehen wird. Während Patienten, die zu Tätern werden, kaum Konsequenzen befürchten müssen, sind für Pflegende v.a. die psychischen Folgen meist drastisch. Auch das macht die Notwendigkeit einer Etablierung von Präventionsmaßnahmen deutlich: genannt seien hierbei Deeskalations- und Kommunikationstrainings sowie adäquate Fixierungsmaßnahmen und das rechtzeitige Verabreichen von Bedarfsmedikation zur Entschärfung gefährlicher Situationen. Häufige Aggressionstrigger stellen die Erkrankung der Patienten, unzureichende Kommunikation und lange Wartezeiten dar. Das Thema der Gewalt in der Pflege darf kein Tabu sein. Mehr mediale Aufmerksamkeit, aber auch weitere Untersuchungen an anderen Kliniken wären wünschenswert.

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