Die rechtzeitige Beendigung nicht mehr indizierter medizinischer Maßnahmen (MM) wird als Qualitätsmerkmal guter Palliativmedizin wahrgenommen. Fehlende Kenntnis des individuellen Krankheitsverlaufes führt dazu, dass MM auch im palliativmedizinischen Setting nicht rechtzeitig beendet werden. Abhilfe kann hier eine frühzeitige Festlegung des aktuellen Behandlungszieles unter Einbindung aller beteiligten Professionen sowie der Patientinnen schaffen. In einer retrospektiven Kohortenstudie wurden die Patientenakten von verstorbenen Patientinnen der Palliativstation Jena gesichtet. Dabei teilt sich die Stichprobe in eine Kontrollgruppe vor Einführung des YF (Oktober 2011 bis März 2012) und eine Interventionsgruppe (August 2013 bis Dezember 2014) nach Einführung des YF. Neben Alter, Geschlecht, Hauptdiagnose, Aufnahme- und Sterbedatum wurden alle während des stationären Aufenthaltes durchgeführten MM sowie das Datum dieser Maßnahmen erfasst. Zusätzlich wurden Art und Umfang der Therapiebegrenzung, wie im YF festgelegt, dokumentiert. Im Zeitraum von 10/2011 – 12/2014 konnten 124 Patient*innen eingeschlossen werden. Dabei waren 57% männlich mit einem Altersdurchschnitt von 67 Jahren. Die Diagnosen waren onkologische (72%), hämatologische (21%), internistische (4%) und neurologische (2%) Erkrankungen. Die häufigste durchgeführte MM ist die Antibiotikagabe (23,7%), gefolgt von Thromboseprophylaxe (21,3%) und diagnostischen Maßnahmen (13,7%). Es zeigt sich ein signifikanter Unterschied in der Häufigkeit MM zwischen Kontroll- und Interventionsgruppe. So wurden vor Einführung des YF im Mittel 0,37 MM/Tag nach Einführung des YF 0,23 MM/Tag durchgeführt. Das RR in der Interventionsgruppe eine MM zu erhalten lag bei 0,48. Hinsichtlich des Zeitpunktes der Beendigung MM zeigt sich eine Tendenz zur frühzeitigeren Beendigung MM in der Interventionsgruppe. Nach Einführung des YF zeigt sich eine Reduktion der Häufigkeit MM, sowie eine frühere Beendigung MM am Lebensende.