Potenzielle Arzneimittelwechselwirkungen bei Krebspatienten zwischen onkologischer Medikation, medikamentöser Begleittherapie, komplementär- und alternativmedizinischen Präparaten und Nahrungsmitteln

  • Hintergrund und Ziele: Bisher wurden keine Studien zu Arzneimittelinteraktionen veröffentlicht, die gleichzeitig ärztlich verordnete Medikamente, komplementär- und alternativmedizinische Präparate und Nahrungsmittel berücksichtigen. Wir beabsichtigten, interagierende Substanzkombinationen herauszuarbeiten, Risiken zu quantifizieren und klassifizieren, sowie Assoziationen zwischen verschiedenen Arten von Wechselwirkungen und patientenspezifischen Variablen zu identifizieren.
  • Methodik: 115 Krebspatienten mit unterschiedlichen Krankheitsentitäten, die zwischen März und April 2020 am Universitätsklinikum Jena ambulant behandelt wurden, schlossen wir in die Studie ein.
  • Ergebnisse: Bei 92,2% aller Patienten wurden potenzielle Interaktionen festgestellt. Für die Art der Krebsdiagnose, das Alter und die Anzahl verordneter Medikamente wurden signifikante Zusammenhänge mit der Anzahl beziehungsweise dem Vorhandensein möglicher Interaktionen und schwerer Interaktionen festgestellt. 37,4% der Patienten nahmen CAM-Präparate ein. Hier bestanden bei mehr als zwei Dritteln (67,4%) Interaktionsrisiken mit der ärztlich verordneten Therapie. Jüngeres Alter (<62 Jahre) und eine Zeitspanne seit erster Krebsdiagnose von mehr als einem Jahr waren mit einer signifikant erhöhten Wahrscheinlichkeit für die Verwendung von CAM-Substanzen verbunden. Mögliche Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln wurden bei 28,7% aller Patienten identifiziert.
  • Diskussion und Schlussfolgerungen: Die hohe Rate an Patienten mit potenziellen Interaktionen wird von anderen Autoren bisher nicht berichtet. Zur Bestimmung von Interaktionsrisiken vieler CAM-Präparate sowie zur Erfassung der klinischen Manifestation möglicher Arzneimittelinteraktionen sind weitere Studien notwendig. Hoch dosierte Supplementierungen sollten vermieden werden, wenn keine nachgewiesene Indikation vorliegt, wie ein Nährstoffmangel. Überdosierungen sollten ausgeschlossen werden.

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