Die menschliche Hand ermöglicht die Benutzung von Werkzeugen, ist ein Kommunikationsmittel und dient zur Aufnahme zahlreicher Informationen. Die extrinsischen Fingerflexoren und -extensoren ermöglichen zusammen mit den intrinsischen Fingermuskeln viele verschiedene Fingerpositionen und -bewegungen. Dementsprechend vielseitig haben sich Innervation und zentrale Aktivitätsmuster motorischer Einheiten der Fingermuskeln entwickelt. Um diese differenzierten Muskelaktivitäten des Unterarmes besser zu verstehen, wurden in dieser Studie vielkanalig die EMG-Aktivitäten der Unterarmmuskeln registriert, visualisiert, verglichen und interpretiert. Dazu wurden am rechten Unterarm 48 Oberflächenelektroden in drei Elektrodenringen mit je 16 Elektroden angeordnet und myoelektrische Aktivitäten von 26 gesunden Probanden während Fingerflexion, Fingerextension und verschiedener Greifbewegungen registriert. Im Oberflächen-EMG des Unterarmes lassen sich während der Fingerextension und der Fingerflexion unterschiedliche Kraftstufen deutlich voneinander unterschieden. Mit der Erhöhung der Kraft nimmt die EMG-Aktivität zu. Zudem haben die verschiedenen Unterarmhaltungen Einfluss auf die myoelektrische Aktivität der beteiligten Muskeln und führen trotz gleich kräftiger Fingerflexion zu unterschiedlich hohen EMG-Aktivitäten. Die EMG-Aktivitäten der verschiedenen Fingermuskeln unterscheiden sich im Verlauf von proximal nach distal. Je nachdem, welcher Finger bewegt wird, zeigen sich intramuskulär differenzierte EMG-Aktivitätsmuster. Die deutlichen EMG-Aktivitätsunterschiede zwischen den einzelnen Fingerbewegungen weisen auf eine fingerspezifische Rekrutierung motorischer Einheiten innerhalb der zwei Fingerextensoren (M. extensor digitorum und M. extensor digiti minimi) und der zwei Fingerflexoren (M. flexor digitorum superficialis und M. flexor digitorum profundus) hin.