Die vorliegende Studie untersuchte Intermedia-Agenda-Setting-Effekte (IAS-Effekte) zwischen Artikeln deutscher Online-Nachrichtenmedien und Beiträgen deutschsprachiger nicht-etablierter Akteure auf Twitter mit Bezug auf den Israel-Gaza-Konflikt im Mai 2021. Zur Untersuchung wurde ein Mixed-Method-Design angewendet. Zunächst wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse Themenfelder, mögliche Desinformationen, sowie identifizierte Miniframes in den Tweets und Online-Artikeln erhoben. Das Twitter-Sample besteht dabei aus Tweets (N = 2585) nicht-etablierter Akteure, die im Untersuchungszeitraum vom 10. Mai bis zum 15. Mai 2021 veröffentlicht wurden. Das Sample der untersuchten Online-Nachrichtenanbieter beinhaltet sämtliche im selben Zeitraum veröffentlichten Artikel (N = 475). In einem zweiten Schritt wurden leitfadengestützte qualitative Expert*inneninterviews durchgeführt, um sich einer Erklärung der Ergebnisse aus der qualitativen Inhaltsanalyse zu nähern. Die Interviews wurden mit Journalist*innen aus fünf unterschiedlichen Redaktionen geführt, wobei das Sample sowohl überregionale als auch regionale sowie private und öffentlich-rechtliche Nachrichtenanbieter abdeckte. Die Ergebnisse der Inhaltsanalyse können eine einseitige Beeinflussung von Twitter auf die ausgewählten deutschen Online-Nachrichtenanbieter nicht bestätigen. Weder direkte Übernahmen von Miniframes noch ein konstanter einseitiger, signifikanter, indirekter Einfluss von Twitter auf die Berichterstattung über den Israel-Gaza-Konflikt lassen sich statistisch nachweisen. Vielmehr sprechen die gewonnen Daten für eine reziproke Orientierung zwischen nicht-etablierten Akteuren auf Twitter und Journalist*innen der Online-Nachrichtenmedien. Gleichzeitig ist festzuhalten, dass etwaige beobachtbare Beeinflussungen in Abhängigkeit von unterschiedlichen Themengebieten sowie von unterschiedlichen Nachrichtenmedien variieren. Die Aussagen aus den Interviews bestätigen die Erkenntnis, dass nicht-etablierte Akteure auf Twitter im Vergleich zu etablierten Akteuren, insbesondere der politischen Elite, nur eine geringe Rolle innerhalb des Produktionsprozesses von Online-Nachrichten spielen. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen Potential für weiterführende Forschungen zur Relevanz Sozialer Medien im Journalismus. Insbesondere eine Ausweitung der Untersuchung von IAS in Bezug auf verschiedene, möglicherweise auch nationale Themen sowie zwischen der Berichterstattung verschiedener Nachrichtenanbieter und anderen Sozialer Medien scheint sinnvoll.