Ist das Gehör beeinträchtigt, erfahren Betroffene negative Folgen in vielen Bereichen des Lebens und stehen unter einer dauerhaften Stressbelastung. Die vorliegende Arbeit hat das Ziel, die Auswirkungen dieses Stresses objektiv nachzuweisen. Vorgängerstudien konnten stressbedingte Veränderungen bereits an Lärmschwerhörigen demonstrieren. Um zu prüfen, ob die Schwerhörigkeit auch ohne chronische Lärmeinwirkung dazu führt, werden in dieser Arbeit nicht-lärmbedingt Schwerhörige untersucht. Es wird angenommen, dass sich bei den Betroffenen während einer stressigen Höraufgabe eine erhöhte peripher-physiologische Stressreaktion, schlechtere Leistungsparameter und eine gesteigerte zentrale Belastung zeigen. Die Stichprobe setzt sich aus 11 Schwerhörigen und 12 Normalhörenden zusammen. Während einer Höraufgabe wurden Atem- und Herzfrequenz, Herzratenvariabilität (HRV) und Sauerstoffsättigung (SpO2) mittels Atemflusssensor, EKG und Pulsoxymeter gemessen. Außerdem wurden MEG und EEG aufgezeichnet. In der Auswertung zeigt die HRV erwartungsgemäß verminderte Werte bei den Schwerhörigen, die bereits in der Ruhebedingung ersichtlich werden. Weitere peripher-physiologische Werte lassen ebenfalls stressassoziierte Veränderungen erkennen, jedoch ohne statistische Signifikanz. Die Betrachtungen der zentralen Signale und Leistungsparameter ergeben nur wenige signifikante Unterschiede. Sie verhalten sich jedoch tendenziell entsprechend der Annahme, dass die Schwerhörigen auch kognitiv eine stärkere Belastung erfahren. Die Ergebnisse werden durch subjektive Aussagen der Probanden über die Folgen ihrer Hörminderung und Einschätzung des Stressversuches bestätigt. Zusammenfassend können Folgen der Schwerhörigkeit auf physiologische Stressparameter, vor allem auf die HRV, nachgewiesen werden. Die zentrale Auswirkung der Schwerhörigkeit zeigt sich nicht statistisch signifikant, ist jedoch als Tendenz erkennbar. Die lärmschwerhörigen Probanden zeigten ähnliche Ergebnisse.