Im Rahmen der Lehrkräftegesundheitsforschung wird zunehmend die Rolle sozialer Anerkennung als eine der wichtigsten Gesundheitsressourcen im beruflichen Kontext von Lehrer:innen diskutiert. Theoretisch rekurrieren diese Arbeiten auf international elaborierte Modelle der Stressforschung, wie dem Effort-Reward-Imbalance-(ERI)-Modell oder dem Stress as Offense to Self-Modell. Die stresstheoretische Auslegung von Anerkennung als normatives Prinzip und soziale Praxis affirmativer Wertschätzung greift, so die Kritik der Arbeit, theoretisch und empirisch zu kurz, um die Bedeutung sozialer Anerkennungsprozesse und -ordnungen für das Stress- und Beanspruchungserleben von Lehrkräften umfassend zu verstehen. Vor diesem Hintergrund wird für eine stärker anerkennungstheoretisch fundierte Lehrkräftegesundheitsforschung plädiert. Ziel der Arbeit ist es, in kritischer Auseinandersetzung mit stresstheoretischen Anerkennungsmodellen ein neues, theoretisch-konzeptionelles Forschungsprogramm im Anschluss an Judith Butlers analytisch geprägtes Verständnis von Anerkennung als Subjektivationsgeschehen zu elaborieren. Mit der Perspektive der subjektivationstheoretischen Lehrkräftegesundheitsforschung wird die These vertreten, dass sich das Stress- und Beanspruchungserleben von Lehrkräften als Bedingung und Folge subjektivierender Anerkennungspraxen im Mehrebenensystem Schule verstehen lässt, mit ihren bestätigenden und identitätsstiftenden, aber ebenso verwerfenden, verletzenden und ungleichheitserzeugenden Momenten. Dadurch gelingt es, die Person-Umwelt-Dichotomie bisheriger Forschungsdesigns zu überwinden und den sozialen Konstruktionscharakter von Lehrkräftegesundheit zu verdeutlichen. Neben den Konturen dieses Forschungsprogramms, ihren zukünftigen Forschungsfeldern und Analyseperspektiven, wird mit der Kollegialen Fallberatung ein Ansatz zur Prävention und Gesundheitsfördrung in Schule subjektivationstheoretisch als Modus kollektiver Selbstsorge gedeutet.