Der Begriff Lese-Rechtschreibstörung (LRS) beschreibt eine tiefgreifende Störung im Bereich des Schriftspracherwerbs. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Wissensstand zur LRS rasant gesteigert. Aufgrund der Vielzahl an Studien mit oftmals auch kontroversen Ergebnissen, gibt es trotz intensiver Forschung auf der gesamten Welt bis heute keine einheitlichen Erkenntnisse zu den genauen Entstehungsmechanismen der LRS. Die breiteste Zustimmung nach jetzigem Stand der Forschung erfährt das phonologische Defizit. Daneben werden Beeinträchtigungen in der auditiven sowie visuellen Verarbeitung diskutiert. Auf Basis einer Arbeit von Ramus und Kollegen aus dem Jahre 2003 führte die Arbeitsgruppe „LRS“ an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Jena eine Studie mit 41 Kindern im Alter von 9-14 Jahren durch, 20 mit LRS, 21 ohne. Hier sollten die Erkenntnisse von Ramus et al. zusätzlich auf neurophysiologischer Ebene mittels Daten aus ereigniskorrelierten Potenzialen (EKP) untersucht werden. Dafür wurden den Probanden Aufgaben in drei unterschiedlichen Paradigmen gestellt: phonologisch, visuell und auditiv. Während der Aufgabenbearbeitung wurden die Fehlerraten und Reaktionszeiten (Leistungsdaten) sowie die EKP-Daten der Probanden erfasst. Aus der Analyse aller Daten ergeben sich Hinweise auf das Vorliegen eines phonologischen Defizits der LRS-Probanden, dabei sowohl auf Ebene der Leistungsdaten als auch der EKP-Daten. Zusätzlich zeigen auch die Ergebnisse des auditiven Paradigmas Defizite der LRS- Probanden. Die große Schwierigkeit besteht hier aber in der schwierigen Abgrenzbarkeit auditiver Prozesse bzw. Verarbeitungsnetzwerke zu anderen (insbesondere phonologischen) Prozessen, weswegen nicht von einem reinen auditiven Defizit bei LRS auszugehen ist, sondern von einer Überschneidung der Netzwerke mit zusätzlicher Bekräftigung des phonologischen Defizits.