Das Falsche in der Medizin : Zum Vorwurf der Kurpfuscherei gegenüber nicht-ärztlichen Anbietern in Weimarer Republik und Nationalsozialismus

Alternative Heilmethoden erfreuen sich nicht nur bei Patient_innen, sondern auch bei vielen Ärzt_innen anhaltender Beliebtheit. Dennoch dauern die Spannungen zwischen Schulmedizin und alternativen Verfahren an, wie es sich 2019 anlässlich der Masern-Impfdebatte abermals gezeigt hat, bei der sich medizinkritische Impfgegner unter anderem auf naturheilkundliche Ansichten beriefen, um vor der Impfung zu warnen. Allerdings sind die heutigen Grenzlinien mit den damaligen Fronten zwischen Schulmedizin und alternativer Laienheilkunde nicht vergleichbar. Sowohl Mediziner als auch Laien beanspruchten das Feld der Heilkunde entschieden für sich. Auf Grundlage einer qualitativen Analyse von ministeriellen Korrespondenzen, ärztlichen Gutachten und personenbezogenen Akten untersucht der Artikel den Umgang von Verwaltungsapparaten und Fachärzten mit der Gymnastin Katharina Schroth und ergänzt die bisherigen Erkenntnisse zum Konflikt zwischen Schulmedizin und Laienheilkunde in der Zwischenkriegszeit und im Nationalsozialismus fallbezogen. Er zeigt, dass vor allem die inhaltlichen Differenzen zwischen Schulmedizin und Laienheilkunde, die Frage der Qualifikation der Anbieter medizinisch-therapeutischer Leistungen und Kompetenzstreitigkeiten eine wichtige Rolle spielten. Deutlich wird an dem Beispiel Katharina Schroths auch die Beteiligung des  Staates an den Professionalisierungsstreitigkeiten von Medizinern und Laien mit der  Absicht, lenkend einzugreifen.

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