Der Deutsch-Französische Krieg und die gewaltsamen Auseinandersetzungen um die Pariser Kommune stellen einen denkbar scharfen Kontrast zum kulturellen Leben der modernen Metropole Paris in den Jahren vor 1870 dar. Die 1860er Jahre waren auch in den bildenden Künsten von einem produktiven Aufbruch gekennzeichnet: Édouard Manet hatte mit ersten Skandalen in Ausstellungen auf sich aufmerksam gemacht; Maler wie Claude Monet und Camille Pissarro begannen damit, den Impressionismus herauszubilden; und eine Reihe von ambitionierten Druckgraphikern hatte die Radierung als anspruchsvolles und durchaus modernes Bildmedium wiederbelebt. Während Krieg und Kommune in der offiziellen Kunst und im Impressionismus vergleichsweise wenige Spuren hinterlassen haben, lassen sich die einschneidenden Ereignisse der Jahre 1870 und 1871 in der Druckgraphik gut nachvollziehen. Radierungen von Adolphe Martial Potémont, Maxime Lalanne oder François Pierdon führen vor Augen, wie die Künstler mit ihren zuvor entwickelten künstlerischen Mitteln auf die radikal veränderte Situation zu reagieren versuchten. Ausstellung und Begleitheft stellen ausgewählte Druckgraphiken von französischen Künstlern ins Zentrum, um einen etwas anderen Blick auf den Deutsch-Französischen Krieg und die Kommune zu richten.