Die Elektrostimulation ist in der Fachwelt ein kontrovers diskutiertes Thema. Einige Studien befürworten die Elektrostimulation (ES) und konnten beispielsweise bei querschnittsgelähmten und an Patienten mit Fazialisparese positive Effekte beschreiben. In Tierexperimenten unterschiedlicher Muskelgruppen wurden hingegen sowohl positive als auch negative Auswirkungen der ES festgestellt. Ziel dieser Arbeit ist daher die Untersuchung des Einflusses der ES auf die Reinnervationsrate und -dauer sowie auf die Synkinesien bei Patienten mit Fazialisparese. Retrospektiv wurden zwei Patientenkollektive gebildet, die wiederum in zwei Subgruppen unterteilt wurden, in denen jeweils eine Subgruppe ES-Therapie erhielt. Das erste Kollektiv bestand aus Patienten, die sich aufgrund der Fazialisparese einer Hypoglossus-Fazialis-Jump-Anastomose (HFJA) unterzogen. Anhand von Nadel-Elektromyographie (EMG) zur Feststellung der Reinnervation wurden die Unterschiede der Reinnervationsdauer zwischen den beiden Gruppen in Kaplan-Meier-Kurven dargestellt. Das zweite Kollektiv bestand aus Patienten mit Fazialisparese ohne operative Rekonstruktion. Es wurden Fotografien zur Beurteilung der Synkinesien mittels Sunnybrook- und eFACE-Score mindestens 1 Jahr nach Reinnervation ausgewertet. Die statistische Auswertung erfolgte mittels Boxplots und der Berechnung von Interquartilabständen (IQR). Bei beiden Patientenkollektiven wurden die statistischen Berechnungen mit dem Mann-Whitney-U-Test (Signifikanzniveau p<0,05) durchgeführt. Im ersten Patientenkollektiv konnte kein signifikanter Unterschied in der Reinnervationsdauer zwischen den beiden Subgruppen festgestellt werden. Das zweite Patientenkollektiv zeigte im eFACE in der Mittelgesichtsregion und im Sunnybrook signifikant geringere Synkinesien bei Patienten mit ES. Diese Arbeit konnte zeigen, dass ES die Reinnervation der mimischen Muskulatur nicht negativ beeinflusst und die Synkinesien reduzieren kann.