Auditive Adaptationsprozesse im Kontext räumlicher Audiowiedergabesysteme

Das Ziel technischer Weiterentwicklungen im Bereich der Unterhaltungselektronik ist die Optimierung der Benutzererfahrung durch die stetige Verbesserung der audiovisuellen Wiedergabe. Durch die Fortschritte im Bereich virtueller und augmentierter Realitäten wurde das Ziel einer realitätsnahen Wiedergabe immer greifbarer. Werden die Sinnesreize so perfekt imitiert, dass es dem Nutzer nicht mehr möglich ist künstlich erzeugte Schallquellen von Realen zu unterscheiden, ist die Rede von einer auditiven Illusion. In erster Linie sind die damit verbundenen Herausforderungen technischer Natur. Allerdings führt eine exakte Reproduktion der Ohrsignale nicht zwangsläufig zur gleichen Wahrnehmung wie in der entsprechenden realen Situation. Neben sinnesübergreifenden Wechselwirkungen, liegt dies daran, dass unsere Wahrnehmung stark von unseren Erwartungen und Erfahrungen abhängt. Diese Erwartungen können sich je nach vorheriger Schallexposition ändern. In Bezug auf das räumliche Hören bedeutet dies, dass Menschen wahrscheinlich lernen können wie räumliche Signale und ihre Merkmale zu interpretieren sind. Solche Mechanismen und ihre Auswirkungen auf die wahrgenommene Qualität von räumlichen Audiowiedergabesystemen ist der Gegenstand dieser Arbeit. In Wahrnehmungsstudien wurde das Erlernen von Lokalisationsmerkmalen untersucht sowie Adaptationsprozesse bei der raumakustischen Wahrnehmung näher beleuchtet. Es wird betrachtet mit welchen Qualitätsdefiziten zu rechnen ist, wenn die Ohrsignale nicht korrekt reproduziert werden und wie sich die Qualitätsbeurteilung abhängig vom Training ändert. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Lern- und Adaptationsprozesse ein ausschlaggebender Faktor für das Zustandekommen einer auditiven Illusion ist. Die Arbeit diskutiert sowohl die praktische Relevanz dieser Effekte als auch die zugrundeliegenden Lern- und Adaptationsvorgänge.

The goal of technical evolutions in the context of entertainment electronics is to improve the user experience by providing visuals and acoustics in the best possible way. With modern virtual and augmented reality devices and applications the goal of a reproduction indistinguishable from reality became more tangible. When the listener is no longer able to distinguish artificial sound sources from real ones the term auditory illusion is used. In order to achieve such illusions different technical challenges need to be mastered. But the assumption that the exact replica of the ear signals lead to the same perceptions as in the corresponding real-life situation is not correct. Fundamental mechanisms of human perception such as the integration of cues from different modalities and the dependency on expectations and experience add another layer of complexity. These expectations can change depending on prior sound exposure. In the context of spatial hearing this means that listeners are probably able to learn how to interpret spatial cues. Such mechanisms and their effect on the perceived quality of spatial sound reproduction systems are the scope of this work. Perceptual studies investigate the learning of spatial localization cues and adaptation mechanisms related to room acoustic perception. Quality deficits due to mismatched ear signals are measured and it is shown how quality ratings can change depending on training. The results suggest, that learning and adaptation processes are a key factor for the establishment of an auditory illusion. The practical relevance of such effects and their underlying principles are discussed.

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