Einsatz eines innovativen neuropsychologischen Testverfahrens TVA (Theorie der visuellen Aufmerksamkeit) bei Patienten mit Multipler Sklerose

Bei Multipler Sklerose (MS) kommt es neben physischen Behinderungen sehr häufig auch zu kognitiven Defiziten, die den Patienten im Alltag stark beeinträchtigen und zu Einschränkungen der Lebensqualität und Erwerbsfähigkeit führen können. Diese können schon in der Frühphase auftreten. Die Diagnostik kognitiver Störungen bei MS ist jedoch erschwert und wird häufig verzögert eingeleitet. Störungen der Aufmerksamkeit, insbesondere die Verarbeitungsgeschwindigkeit, sind typischerweise bei MS-Patienten beeinträchtigt. Der TVA-basierte Ganzbericht, ein innovatives neuropsychologisches Testverfahren, ermöglicht die Beurteilung dieser kognitiven Störungen über die gezielte Bewertung der visuellen Verarbeitungsleistung durch Bestimmung von Geschwindigkeits- und Speicherparametern. Mit dem Ziel den klinischen Nutzen des TVA-basierten Ganzberichts bei MS zu überprüfen, wurde eine repräsentative Stichprobe von 75 MS-Patienten, außerhalb eines Schubereignisses im Alter von 18 bis 75 Jahren unter Berücksichtigung aller Verlaufsformen, Erkrankungsstadien, Behinderungsgrade, verschiedener medikamentöser Therapien sowie psychiatrischer Begleitaspekte wie Fatigue, Angststörung und Depression, untersucht. Zum Vergleich wurde ein gesundes Kontrollkollektiv, abgestimmt nach Lebensalter, Geschlecht und Bildungsgrad, herangezogen. Neben dem TVA-basierten Ganzbericht wurde die kognitive Leistung der MS-Patienten auch an neuropsychologischen Standardscreenings gemessen. Im Endergebnis zeigten die MS-Patienten im Vergleich zu den gesunden Kontrollen eine schlechtere kognitive Leistungsfähigkeit im TVA-basierten Ganzbericht, sowohl in den Geschwindigkeits- als auch in den Speicherparametern. Weiterhin konnte festgestellt werden, dass mithilfe des TVA-basierten Ganzberichts Defizite bereits in einer frühen Erkrankungsphase erkannt werden können. Damit erscheint dieses Verfahren ausreichend sensitiv, um auch beginnende kognitive Beeinträchtigungen bei MS-Patienten zu erfassen.

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