Kreative Ideenentwicklung in Online-Gemeinschaften : Eine explorative Analyse des sozialen Kontextes internetbasierter Ideenfindung

Das Internet ermöglicht es Ideensuchenden, eine mehr oder weniger spezifische Aufgabe in Form eines offenen Online-Aufrufs an eine (un-)bestimmte Anzahl potenzieller Problemlösender zu richten. Die besten Ideen werden ausgewählt und in der Regelbelohnt. Mitunter ist es die Crowd selbst, welche Ideen auswählt und über ihre Chancen der Realisierbarkeit entscheidet. Es ist nicht klar, wie sich solche und weitere soziale Gegebenheiten auf die Ideengenerierung auswirken. Die vorliegende Arbeit wirft die Frage auf, wie sich sozialer Kontext in Online-Communities formiert und die Kreativität des Einzelnen in Online-Gemeinschaften für Ideenfindung beeinflussen kann. Um die Rolle des sozialen Kontextes in Online-Plattformen für Ideenfindung zu analysieren, wurde ein explorativer Ansatz gewählt. Eine qualitative Interviewstudie wurde mit 27 Nutzer*innen von insgesamt zehn verschiedenen Online-Plattformen für Ideenfindung durchgeführt. Das Sample umfasst Plattformen im Spektrum von alltagskreativen Aufgaben über Produktkonzeption und Design bis hin zu wissensintensiver Problemlösung. Der Leitfaden beinhaltete neben Fragen zur Wahrnehmung der Online-Gemeinschaft und zur Positionierung innerhalb dieser, auch Fragen zu sozialem Vergleich sowie Bewertungserwartung. Während die strukturierende Inhaltsanalyse Merkmale des sozialen Kontextes offenbarte, gab eine zusätzliche Kausalanalyse jedes Einzelfalls Einblick in mögliche kausale Zusammenhänge zwischen sozialem Kontext und kreativem Verhalten. Die Ergebnisse lassen sich zusammenfassen in der allgemein formulierten theoretischen Überlegung, dass personenspezifische Merkmale wie Motivation, Selbstverständnis und Vorerfahrung sowie technische und konzeptionelle Merkmale der Online-Plattform bestimmen, wie der soziale Kontext wahrgenommen und für das eigene Handeln ausgelegt wird. Dies äußert sich, wenn nicht in direkter Interaktion (kollaboratives Verhalten bzw. Teamarbeit), in erster Linie über Bewertungserwartung und Vergleich mit anderen Plattformnutzer*innen. Die Ergebnisse dieser Bewertungs- und Vergleichsvorgänge wirken auf das kreative Handeln der kreativen Person ein. Sie können Einfluss in spezifischen Phasen des kreativen Prozesses (z. B. in der Problemidentifikation oder Ausarbeitung) oder auch phasenübergreifend in Form von Orientierung oder Differenzierung nehmen.

The internet allows idea seekers to address a more or less specific task to a crowd of people in the form of an open online call. The best ideas are selected and usually rewarded. Occasionally, the crowd selects ideas that win or enter the final evaluation phase, which presumes supposedly fair conditions. However, the assessment of these ideas is driven by factors such as sympathy, antipathy or competitiveness. It remains unclear how these and other social conditions impact ideation. The study therefore raises the question, how social context is given in online communities for ideation, how it is composed and in what way it might affect the user’s creativity. In order to analyse the role of social context within online platforms for ideation, a qualitative interview study was conducted with 27 idea creators spread over ten different platforms for outsourced ideation. The sample covers platforms from all-day creativity to product conception, design and knowledge-intensive problem solving. The partially standardized, problem-focused interview guideline included topics such as the perception of other users, positioning within the community, social comparison as well as evaluation expectation. The interview transcripts were analysed by means of a qualitative content analysis. While the structuring content analysis revealed characteristics of social context, a causal analysis of each individual case gave insights into the causal construct of creative behaviour within the social context of the communities. The findings give rise to the general theoretical consideration that person-specific characteristics such as motivation, self-concept and previous experience as well as technical and conceptual features of the online platform determine, how social context is perceived and interpreted for one's own actions. In situations of co-action or mere presence, evaluation and comparison processes might influence user’s creative conduct within specific phases of the creative process (e.g. in problem identification or elaboration) and/or phase overlapping (e.g. in the form of orientation or differentiation).

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