Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in Thüringer Biologiebüchern : eine diskriminierungssensible Schulbuchanalyse

In dieser Schulbuchanalyse wurden Thüringer Biologiebücher für die achte Klasse in Hinblick auf Konstruktionen von Geschlecht und Sexualität sowie heterosexistische Diskriminierungsformen untersucht. Dabei wurde angenommen, dass sexuelle Vielfalt präsenter als geschlechtliche Vielfalt sei, eine Thematisierung jedoch vorrangig aus einer Außenperspektive auf LSBTI erfolge. Aus zehn aktuell in Thüringen zugelassenen Biologiebüchern wurden Kapitel zu Sexualaufklärung exzerpiert und einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2010) unterzogen. Dafür wurden zwei separate Kategoriensysteme erstellt, deren Reliabilität in einer Zweitkodierung überprüft wurde. Anhand des ersten Kategoriensystems wurden Darstellungsformen differenziert (r = .85-.95). Für das inhaltliche Kategoriensystem wurden geschlossene Leitfragen zu geschlechtergerechter Sprache, Geschlechterkonstruktionen, Geschlechterrollen und stereotypen, geschlechtlicher Vielfalt, sexueller Vielfalt und LSBTI-Perspektiven erstellt (r =.61-.75). Eine Kodierung mit Ja/Nein/nicht interpretierbar erfolgte sowohl auf Darstellungs- als auch auf Kapitelebene. In neun Büchern wurde Homosexualität thematisiert, in sieben Bisexualität, in sechs Trans*-Identität und in fünf Büchern Inter*-Identität. Trotz einer zunehmenden Sichtbarmachung von LSBTI wurde deutlich, dass dies vornehmlich aus einer heteronormativen Perspektive heraus geschieht. In allen untersuchten Büchern fanden sich Beispiele für eine Verbesonderung oder indirekte Diskriminierung von LSBTI. In ergänzenden Interviews mit zwei Thüringer Lehrkräften wurde deutlich, dass Art und Umfang einer Thematisierung von geschlechtlicher/sexueller Diversität stark von der einzelnen Lehrkraft abhänge.

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