Zwei Tage im April 1945 : Die Operation „Toast“ in der Region Anhalt-Zerbst

In diesem Buch wird die Planung, Vorbereitung und Durchführung einer amerikanischen Aufklärungsoperation beschrieben, die vom 29. bis 30. April 1945 in der Region Anhalt-Zerbst stattgefunden hat. Der 83. US-Infanterie-Division (9. US-Armee), die den Brückenkopf Barby/Walternienburg am 13. April 1945 über die Elbe erkämpft hatte, wurde der Befehl erteilt, diese Aufklärungsoperation durchzuführen, um die vorrückenden sowjetischen Einheiten in der Nähe von Wittenberg zu treffen bzw. deren Positionen auszumachen. Mit der Operation zum Erreichen der Abschnittslinie „Toast“ – Operation „Toast“ – wurde die 125. Kavallerie-Aufklärungsschwadron (A- und C-Kompanie) beauftragt, die am Morgen des 29. April die Elbe bei Breitenhagen/Tocheim überquerte. Die Stadt Zerbst war das erste gemeinsame Ziel, danach trennten sich die ostwärts gerichteten Routen beider Kompanien. Am späten Vormittag wurde die Stadt Roßlau (Elbe) nach leichtem Widerstand eingenommen. Trotz weiterer, teils sehr schwerer Gefechte mit den Deutschen, erreichte man bis zum Abend die Abschnittlinie „Toast“, die westlich der Autobahn 9 verlief. Östlich der Autobahn kämpften seit Tagen Deutsche und Rotarmisten erbittert um jedes Dorf. Am 30. April rückten beide Kompanien über die Autobahn in Richtung Osten vor – am Morgen hatte sich die Stadt Coswig (Anhalt) kampflos ergeben. Östlich von Coswig und in der Umgebung von Cobbelsdorf gerieten die Amerikaner unter den Beschuss sowjetischer Einheiten. Ungeachtet der irrtümlichen Beschießung wurde der Kontakt zwischen amerikanischen und sowjetischen Truppen am Westrand von Apollensdorf (bei Wittenberg) hergestellt. In der Folge wurde die Übergabe des amerikanischen Brückenkopfes und damit der Region Anhalt-Zerbst an die Rote Armee gemeinsam vorbereitet und Tausende von westalliierten Kriegsgefangenen aus dem Lager Luckenwalde in amerikanische Obhut gebracht. Am 5. Mai 1945 verließen die Amerikaner Roßlau, am 6. Mai 1945 wurde Zerbst und am 8. Mai der Brückenkopf an die Rote Armee übergeben. Während der Operation „Toast“ wurden mehr als 5.000 deutsche Soldaten gefangen genommen. Auf der Grundlage bisher nicht verwendeter bzw. unbekannter Dokumente aus Archiven der USA, der Russischen Föderation und der Bundesrepublik Deutschland konnten die Ereignisse der Operation „Toast“ umfassend und mit hoher zeitlich-räumlicher Präzision rekonstruiert und der Verlauf der Operation in den Städten und Dörfern der Region Anhalt-Zerbst im Detail beschrieben werden. Dabei wurden erstmalig amerikanische, sowjetische und deutsche Berichte, Dokumente und Materialien in ihrer Gesamtheit ausgewertet, wobei auch Zeitzeugenberichte (darunter auch ehemalige KZ-Häftlinge) sowie Aufnahmen von Filmteams der US-Armee in die Auswertung und Analyse einbezogen wurden. Der daraus entstandene Bericht zur Operation „Toast“ ist in die Beschreibung der Entwicklung der regionalen militärischen Lage von Anfang April bis Anfang Mai 1945 eingebettet worden, so dass die militärische Notwendigkeit der Durchführung und die Rahmenbedingungen der Operation gezeigt werden können. Das Aufeinandertreffen der US-Armee und der Roten Armee in der Region Anhalt-Zerbst spiegelt die Situation zwischen und an beiden Fronten im Inneren von Deutschland am Ende des 2. Weltkrieges wider. Das unfassbare Leid und die unerträglichen Qualen der Häftlinge aus dem KZ Langenstein-Zwieberge, die nach ihrem Todesmarsch hier die Freiheit fanden, sowie das himmelsschreiende Elend der Inhaftierten des NS-Regimes, der Kriegsgefangenen und der Zwangsarbeiter werden geschildet. Weiterhin werden die Situation und die Schicksale amerikanischer und sowjetischer Soldaten beschrieben. In den Berichten deutscher Soldaten und Zivilisten werden die Folgen des vom NS-Regime begonnenen Vernichtungskrieges für die Deutschen thematisiert.

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