Nachhaltigkeit ist ein weltweit verbreitetes Leitbild und ist auch auf dem Finanzmarkt und bei Banken längst angekommen und hat verschiedenste Praktiken (Nachhaltigkeitsindizes, -ratings, -fonds, -siegel, -berichte etc.) ausgeformt, die ökologische und soziale Kriterien in das Finanzhandeln integrieren. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Blick auf die Mikroebene mit der Genese von Handlungsorientierungen und der Rolle von individuellen institutionellen Entrepreneuren im Institutionalisierungsprozess von Nachhaltigkeitspraktiken in deutschen Banken auf Basis von zehn biografisch-narrativen Interviews. Mithilfe der fallrekonstruktiven biografischen Methode konnten drei Typen rekonstruiert und die Rolle der individuellen institutionellen Entrepreneure im Institutionalisierungsprozess anhand von episodischen Erzählungen beleuchtet werden. Letztendlich zeigen die empirischen Ergebnisse, dass es nicht nur Idealisten für das Engagement für Nachhaltigkeit in Banken braucht, sondern andere lebensgeschichtliche Motive die Handlungsorientierung der untersuchten Akteur_innen und nicht zuletzt ihr Aushalten von organisationalen Widerständen erklären können. Die Arbeit bietet zudem ein differenziertes Akteursbild, welches sicherlich auch akteurskritische neoinstitutionalistische Forscher_innen überzeugen dürfte. Schließlich integriert die fallrekonstruktive biografische Methode die Akteurs- und Prozessperspektive. Dazu werden die sonst üblichen Einzelfalluntersuchungen durch das komparative Vorgehen erweitert. Ferner wird durch die Lebenslaufperspektive zu den sonst in der neo-institutionalistischen Forschung eher üblichen kurzen times frames ein deutlich längerer Zeithorizont betrachtet. Kurzfristige Entscheidungen und vermeintliche Intentionen eines institutionellen Entrepreneurs können so in Relation zu längeren Handlungsketten gesetzt werden. Ein differenziertes Akteursbild bezieht das ganze Individuum mit in die Organisationsforschung ein und behandelt dieses nicht nur als organisationalen Akteur.
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