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Der Gebietsname Genewara an der Elbe beim Grenzhandelsplatz Magdeburg zu Beginn des 9. Jahrhunderts, sein möglicher Zusammenhang mit den Jena-Namen und die Burg contra magadaburg

Der Name Genewara bezeichnet in den Chroniken zweier südfranzösischer Klöster in einem Bericht (zum Jahr 805) ein Gebiet, welches sich bei Magdeburg befindet und zeitgleich mit einem Feldzug gegen die Böhmen verwüstet wurde. Der Gebietsname Genewara ist bislang nicht befriedigend gedeutet. Bereits ein Jahr später fand wiederum ein Feldzug, diesmal gegen die Sorben, statt, an dessen Ende die Entscheidung getroffen wurde, zwei Burgen zu erbauen, eine davon contra magadaburg. Für die Identifizierung dieser Burg liegen mehrere Vorschläge vor. Im Beitrag wird versucht, für beide offene Fragen neue Lösungen zu finden, wobei davon ausgegangen wird, dass sie in einem engen Zusammenhang stehen. Ausgehend von der Deutung der Jena-Namen an Saale und Unstrut wird zunächst nach Felsbänken gesucht, die aber in diesem Gebiet nicht nachgewiesen werden konnten. Dagegen können Furten an Wehren und Dämme, über die Wege führen, als Namengeber angesehen werden. Neben der Deutung als ’Gangwehre’ (’Furtwehre’) ist deshalb auch an eine Erklärung als ’Gangdämme’ (’Wegdämme’) zu denken. Für genewara ad magedoburg kommt auf Grund der für die Zeit vor dem 10. Jh. nachgewiesenen bis zu sechs Elbarme und infolge der diese querenden Fernwege nur die Magdeburger Elbaue in Frage. Nur hier werden ’Gangwehre’ und/oder ’Gangdämme’ in einer solchen Anzahl vorhanden gewesen sein, dass sie einem geographischen Kleinraum den Namen geben konnten. Das erklärt auch, warum Genewara verwüstet wurde – das Durchgangsgebiet sollte, zumindest für die Zeit, in der sich das Heer auf dem Feldzug befand, für eine Passage ungeeignet sein. Hier knüpft der, bisher in der Forschung nicht verfolgte, Ansatz zur Suche nach der Lage der zweiten Burg an. Das im Jahr 805 verheerte Gebiet Genewara verhinderte offenbar einen akut drohenden Einfall der Slawen, versperrte aber damit in der Folgezeit auch den Händlern den Übergang zum und vom Grenzhandelsplatz Magdeburg über die Elbe. Die Sperre machte den Handelsplatz funktionslos. Der Verfasser geht von folgender Lösung aus. Eine zweite Burg, wie die erste am linken Ufer in der Nähe einer Furt gelegen, die aber bisher nicht kontrolliert werden konnte, sollte nach Wiederherstellung der devastierten Durchgänge die lückenlose Überwachung des Grenzverkehrs im Sinne des Diedenhofer Kapitulars (vom Ende des Jahres 805) gewährleisten. Mitgeteilt wurde die Entscheidung über den Bau der zweiten Burg in den Reichsannalen zu 806. – Als Schlüssel zur Lage der Burg wurde die Lage der Furt angesehen. Versuchten die bisherigen Untersuchungen auf dem Wege selektiver Identifizierung aus einer Menge bekannter Objekte mit bekannter Lokalisation ein Objekt herauszufiltern, so ist der vorliegende Versuch dagegen als Top-Down-Standortsuche zu verstehen. Es wurde, vereinfacht gesagt, folgender Frage nachgegangen: Wie wären damals die Planer vorgegangen, die den Auftrag erhalten hätten, den günstigsten Standort für eine Burg zu finden, der eine wirksame Kontrolle des grenzüberschreitenden Verkehrs an der zweiten Furt ermöglichte? Zunächst musste die genaue Lage der zweiten Furt, in der Literatur oft als Marktfurt bezeichnet, geklärt werden. Über sie liegen unterschiedliche Ansichten vor. Die Auswertung der Ergebnisse geologischer, geomorphologischer und hydrologischer Untersuchungen, die in den letzten eineinhalb Jahrzehnten vorgelegt wurden, und ihre Kombination führte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu einer neuen Lage für die Markt-Furt. Am linkselbischen Zugangsweg zu dieser Furt wurden unter Heranziehung siedlungsstruktureller Merkmale Anhaltspunkte für eine frühe Befestigung gefunden. Neben dem Grundriss eines Festen Hofes waren es insbesondere Straßenverläufe. die infolge ihrer Verlaufscharakteristik sehr wahrscheinlich in der Zeit vor der frühmittelalterlichen Besiedlung gebahnt wurden. Aus Befunden und Funden des 12./13. Jh. wurde versucht, auf den Zustand des Burgenstandorts im 9. Jh. zu schließen. Die textliche Darstellung wird durch fünf meist farbige Karten bzw. Pläne ergänzt. Der Beitrag wird als Versuch betrachtet. Ergebnis und Methode werden hiermit zur Diskussion gestellt.

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