Verkehrsgeographische Spuren in und um Rudolstadt - Komplemente zur mittelalterlichen Burgen- und Siedlungsgeschichte

Ziel des Beitrages ist es, nach Spuren zu suchen, die üblicherweise nicht im Mittelpunkt der historischen Analyse stehen und ihrem Charakter nach strukturelle Befunde von Siedlung und Verkehr sind. Es wird versucht, bislang unbeachtete Relikte früher Wege um Rudolstadt zu finden, die bisher nicht verorteten Saalefurten, als typische Fluss-Querungsstellen des frühen und hohen Mittelalters zu lokalisieren und die so gefundenen Trassen, Zwangspunkte und Knoten des Fern- und innerörtlichen Verkehrs zu einem lokalen Netz zu verknüpfen. In diesem konnte die Anlage des fränkischen Hofes im 8. Jh. als Kontrollstelle in einer Passage vor dem Flussübergang erklärt und der Einfluss der Fernstraßen auf die Struktur der frühen Siedlung und ihrer Erweiterung nachgewiesen werden. Ein besonderes Anliegen war es, die sachliche Zuordnung bestimmter Trassen zu überregionalen Relationen in bestimmten Zeiträumen wahrscheinlich zu machen. So dürfte erst in der 2. H. des 15. Jh. die Rudolstadt durchziehende „Kupferstraße“ von einer Höhentrasse (über Zeigerheim/+Naundorf) auf die im Saaletal (über Schwarza) verlaufende verlegt worden sein. Einige theoretische Ansätze und methodischen Konzepte aus den Gebieten Logistik und Planung wurden zur Spurensuche und Rekonstruktion verkehrsgeographischer Objekte eingesetzt. Darunter das logistische Prinzip „Vom Ideal- zum Realweg“ unter Berücksichtigung von Zwangspunkten, Hindernissen und Vorzugstrassen des Verkehrs sowie die Suchmethode der „Schwarz-Weiß-Kartierung“ mit auszuschließenden und zu bevorzugenden Arealen. Generell wird im Beitrag davon ausgegangen, dass das Entstehen nicht gebauter, sondern gebahnter Wege im Mittelalter keineswegs ein regelloser Prozess war, sondern auch dann, wenn kein führender Planungswille dahinterstand, zweckmäßiges und rationales Handeln zu Grunde lag. Außerdem wurde versucht, das Fehlen von Altwegeresten im innerörtlichen Bereich, wie sie die Hohlwege außerorts darstellen, durch das Auffinden historischer Baulinien zu kompensieren. Schließlich wurden die unterschiedlichen methodischen Vorgehensweisen mit verfügbaren Sachinformationen aus verschiedenen Gebieten kombiniert.

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