Entwicklung einer operationalisierten Basisdokumentation für Gruppenpsychotherapien

Die Gruppenpsychotherapie stellt nach aktuellem Forschungsstand einen wirksamen und versorgungspolitisch wertvollen Pfeiler der psychotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten dar. Im Hinblick auf Qualitätssicherung und praxisbegleitende Ausbildungsmöglichkeiten fällt das Fehlen einer standardisierten Dokumentationsmöglichkeit für Gruppenpsychotherapiesitzungen auf, mit der sich die Entwicklung der Gruppe mit ihren spezifischen Strukturen und Prozessen kontinuierlich, umfassend und operationalisiert nachvollziehen ließe. Ziel der Entwicklung der „Operationalisierten Basisdokumentation für Gruppenpsychotherapien“ war es deshalb, praktizierenden Gruppentherapeuten ein Instrument an die Hand zu geben, welches sich möglichst unabhängig von institutionellem Setting und spezifischen Therapiekonzeptionen zur Qualitätssicherung und Verlaufsbeurteilung eignet. Insbesondere in größeren Leitungsteams mit häufig wechselnden Gruppenleitern erscheint eine standardisierte Basis für den Informationsfluss unerlässlich. Ungeachtet dessen kann die regelmäßige Reflexion gruppentherapeutischer Spezifika jedem praktizierenden Therapeuten – also auch einzeln tätigen Gruppenleitern – einen Mehrwert durch frühzeitige Sensibilisierung für und Beachtung von gewünschten oder adversen Entwicklungen bieten. Leitgedanke bei der Konzeption des Dokumentationssystems war es, den aktuellen wissenschaftlichen Forschungsstand, wie er sich unter anderem in den Praxisleitlinien der American Group Psychotherapy Association (AGPA) widerspiegelt, in ein praxistaugliches Format zu überführen. Die OBG besteht aus einem einseitigen Stammdatenbogen zur Erfassung konstanter Eigenschaften der Therapiegruppe sowie einem vierseitigen Sitzungsbogen, der zur Nachbearbeitung der einzelnen Therapiesitzungen vorgesehen ist. Aufbau und Inhalte orientieren sich dabei unter anderem an Modellen von Burlingame, Strauß, MacKenzie et al., welche empirisch gesicherte Einflussfaktoren auf das Outcome vonGruppenpsychotherapien benennen und heuristisch strukturieren. Zu den einzelnen Entitäten der Modelle wurde eine selektive Literaturrecherche unter Einbeziehung von klinischer und nicht-klinischer (beispielsweise sozialpsychologischer) Literatur unternommen. Die Inhalte wurden daraufhin in dokumentarische Items unterschiedlicher Formate überführt. Aus den Ergebnissen der Literaturrecherche wurde ein fünfzehnseitiges Begleitmanual erstellt, das die theoretischen Hintergründe der zu erfassenden Inhalte in kondensierter Form erläutert. Insbesondere Ausbildungsteilnehmern und Berufsanfängern, die in der Gruppentherapie häufig ohne ausreichende Vorbildung eigenständig praktizieren sollen, kann durch das Manual eine „geführte Reflexion“ des Gruppengeschehens ermöglicht werden. Die Konzeptionierung, Entwicklung sowie die wissenschaftlichen Grundlagen der operationalisierten Basisdokumentation für Gruppenpsychotherapien wurden im Rahmen einer Publikation beschrieben, die Teil dieser Arbeit ist: Schubert T, Degott N, Strauß B (2016) Operationalisierte Basisdokumentation von Gruppenpsychotherapien: Entwicklung, Grundlagen und Beschreibung des Systems. Psychotherapeut 61(5):376-382. Der größte Unterschied zu bereits existenten Instrumenten und Inventaren wie der im Auftrag der AGPA entwickelten CORE-R Battery besteht im Anspruch einer kontinuierlichen Reflexion beziehungsweise eines „Monitorings“ einer großen Bandbreite an gruppentherapeutischen Spezifika aus der Perspektive des Gruppenleiters. Die Instrumente der CORE-R Battery fokussieren jeweils auf einzelne gruppentherapeutische Konstrukte und sind zu einem nicht unerheblichen Teil zur Bearbeitung durch Patienten vorgesehen. Außerhalb der CORE-R Battery existiert eine Reihe von weiteren Instrumenten, die jedoch ebenfalls der Untersuchung einzelner Konstrukte dienen und überwiegend zu Forschungszwecken, nicht jedoch für die klinisch-praktische Routine entwickelt wurden. Zur Optimierung der OBG und weiteren Anpassung an die klinisch-praktischen Anforderungen wurde bereits eine erste Anwendungsstudie initiiert. Mögliche weitere Entwicklungswege sind der Entwurf einer Kurzfassung oder die Entwicklung einer dedizierten Ausbildungsversion.

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