Statische und dynamische Sonografie der mimischen Muskulatur bei Patienten mit M. Parkinson

Die Sonografie als schnittbildgebendes Verfahren wird zunehmend in der Diagnostik neuromuskulärer Erkrankungen eingesetzt. Erste Darstellungen der mimischen Muskulatur bei Patienten mit peripherer Fazialisparese gelangen 1988, ohne dass dies damals weiter verfolgt wurde. Durch den technischen Fortschritt und damit der Verbesserung der Ultraschalltechnik konnten durch hochauflösende Schallköpfe weitere Muskeln vermessen werden. Eine Arbeitsgruppe in der Universitäts-HNO-Klinik in Jena konnte dann erstmals 2012 ein Protokoll zur Sonografie der mimischen Muskulatur erstellen. Auf dessen Grundlagen wurden Referenzwerte bezüglich Muskelgröße und Kontraktilität bei gesunden Probanden erhoben. Ebenfalls wurden erstmals die Veränderungen der mimischen Muskulatur von Patienten mit peripherer Fazialisparese untersucht. Dieses Protokoll bildete die Grundlage für die vorliegende Arbeit. Es sollte überprüft werden, ob das Protokoll auf andere neurologische Erkrankungen mit Beteiligung der mimischen Muskulatur übertragbar ist. Da die Hypomimie ein charakteristisches Symptom für den M. Parkinson darstellt und es gegenwärtig in der Literatur keine sonografischen Untersuchungen zur mimischen Muskulatur bei Patienten mit M. Parkinson gibt, sollten mögliche Veränderungen der mimischen Muskulatur objektiviert werden. Zunächst wurden das bereits vorhandene Protokoll sowie das Preset des Ultraschallgerätes an den Untersuchungsablauf angepasst. Anschließend fanden Reliabilitätsuntersuchungen bei gesunden Probanden im Abstand von 14 Tagen statt, um die Reproduzierbarkeit der Messungen zu überprüfen. Es fanden sich sowohl gute Interobserver-Reliabilitäten im Median von 0.866 für die Muskelquerschnittflächen als auch gute Intraobserver-Reliabilitäten im Median von 0.909 für die Muskelquerschnittflächen. Danach folgte die Untersuchung von 38 Patienten mit idiopathischem Parkinsonsyndrom. Es wurden 7 mimische Muskeln sowie 2 Kaumuskeln in das Protokoll aufgenommen und hinsichtlich Muskelgröße, Kontraktilität und Echointensität untersucht. Weder bei der Betrachtung aller 38 Patienten gemeinsam noch bei der gesonderten Betrachtung der Patienten mit klinischer Seitenbetonung der Erkrankung zeigten sich signifikante Seitenunterschiede. Dagegen zeigten sich geschlechtsspezifische Unterschiede. Die Männer hatten überwiegend signifikant größere Muskeln als die Frauen. Für die Kontraktilität zeigten sich keine signifikanten Geschlechtsunterschiede. Anschließend wurden die Ergebnisse mit den Referenzwerten der gesunden Probanden verglichen. Die signifikant unterschiedlichen Muskelquerschnittflächen waren in Ruhe im Vergleich zu den Referenzwerten gesunder Probanden bei den Frauen im Durchschnitt 11,25 mm2 kleiner und bei den Männern 14,67 mm2 kleiner. In Kontraktion bei den Frauen durchschnittlich 23,47 mm2 kleiner und bei den Männern 27,31 mm2 kleiner. Die Kontraktilität war bei den Frauen im Schnitt 33,12% schlechter gegenüber gesunden Probanden und bei den Männern 36,67% schlechter gegenüber gesunden Probanden. Bei der Korrelation der Muskelparameter mit den biometrischen und klinischen Parametern der Patienten zeigten sich sehr heterogene Ergebnisse. Lediglich für das Gewicht (rs=0,552-0,716), den BMI (rs=0,544-0,666) und den bizygomatischen Abstand bei den Männern (rs=0,524-0,743) zeigten sich teilweise geringe bis starke signifikante Korrelationen. Es konnte gezeigt werden, dass das Protokoll auf Patienten mit M. Parkinson übertragbar ist und dass sich Veränderungen der mimischen Muskulatur nachweisen lassen. Insbesondere die Bradykinese als Kardinalsymptom der Erkrankung lässt sich in Form der verminderten Kontraktilität abbilden. Die Sonografie als nicht-invasives und kostengünstiges Verfahren könnte so zukünftig genutzt werden, um die Veränderungen unter einer bestimmten Therapie oder die Einstellung der Medikamente zu objektivieren.

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