Entrepreneurship Education Monitor 2018 : für MINT-Studiengänge in Ostdeutschland

In Deutschland ist in Sachen Entrepreneurship an Hochschulen in den vergangenen 20 Jahren viel geschehen. Seit 1998 befördert das EXIST-Programm Gründungsgeist an Hochschulen. Laut der Forschungsgemeinschaft Gründungsforschung e.V. existieren insgesamt 134 Entrepreneurship-Professuren, davon 32 in Ostdeutschland. Es gibt eine Vielzahl an Wettbewerben und Förderprogrammen für Gründerinnen und Gründer. Für alle an den Hochschulen, die sich schon für das Thema Unternehmertum interessieren und mit dem Gedanken einer eigenen Gründung spielen, ist gut gesorgt. Es gibt hinreichend viele Anlaufstellen und Fördermöglichkeiten an und im Umfeld der Hochschulen. Doch eine Herausforderung ist es bis heute, potenzielle Gründerinnen und Gründer und weitere Akteure an Hochschulen überhaupt für unternehmerisches Denken und Handeln zu sensibilisieren. Vorhandene Angebote erreichen die, die interessiert sind und nicht jene, die noch nicht darüber nachgedacht haben. Eine weitere Herausforderung gibt es. Sensibilisierung für unternehmerisches Denken und Handeln geschieht im Rahmen des Studiums, jedoch leider nicht für alle Studierenden. Ein Blick auf die Hochschulebene zeigt, dass noch vor fünf Jahren vor allem Studierende der Wirtschaftswissenschaften von Angeboten rund um das Thema Entrepreneurship profitierten (Gründungsradar, 2013; Kulicke et al., 2012). Die „Interdisziplinarität in der Gründungsförderung und die Ausschöpfung des Potenzials in nicht wirtschaftswissenschaftlichen Fächern sind also noch ausbaufähig“ (Gründungsradar, 2013: 12). Gerade im Kontext der technischen und naturwissenschaftlichen Disziplinen, der sogenannten MINT-Fächer, liegen Potenziale für zukünftige technologische und ggf. auch unternehmerische Innovationen. Die Zielgruppe dieser Studierenden wird jedoch bislang kaum erreicht. Ein sicherer Weg, Studierende zu erreichen, ist die universitäre Lehre entlang des Studiencurriculums. Es gibt verschiedene Argumente, die für eine breite curriculare Verankerung von Entrepreneurship Education an Hochschulen sprechen. So wird dies im wissenschaftlichen Diskurs diskutiert (Nelson & Byers, 2008; Semrau, Fischbach & Schober, 2011) und im politischen Diskurs klar unterstützt; so versteht sich die Europäische Kommission als Katalysator, um Entrepreneurship Education zu einem Basiselement im Bildungssystem zu machen (Europäische Kommission, 2018). Hier liegen Ursprung und Idee dieser Studie. Es war bisher nicht klar, wie die Chancen für Studierende der MINT-Fächer stehen, während ihres Studiums mit Entrepreneurship in Kontakt zu kommen. Es gibt eine Vielzahl von Studien, die sich mit der Umsetzung von Maßnahmen zur Sensibilisierung unternehmerischen Denkens und Handelns auf Hochschulebene beschäftigen. Umfassende Analysen, welche auf Studiengangebene analysieren, ob und inwiefern dort Inhalte mit Bezug zu Entrepreneurship verankert sind, sind kaum vorhanden (Gossel & Kalka, 2015). An dieser Stelle setzt die vorliegende Studie an. Für das wichtige Segment der MINT-Studiengänge wird im Rahmen einer Vollerhebung in sechs ostdeutschen Bundesländern ermittelt, ob und inwiefern dort Inhalte mit Bezug zu Entrepreneurship curricular verankert sind. Ziel der Studie ist es, so breit und so tief wie möglich zu erfassen, wie es um den Erwerb unternehmerischer Kompetenzen in den MINT-Studiengängen steht. Von der Verbreitung der Ergebnisse der Studie erhoffen wir uns eine Belebung der Diskussion rund um Entrepreneurship Education an Hochschulen in Deutschland. Gründungssensibilisierung ist und bleibt eine Daueraufgabe in der Hochschulbildung. Denjenigen Akteuren, die sich für eine nachhaltige Gründungssensibilisierung in der Hochschullehre einsetzen, jenen, die Studiengänge überarbeiten und Curricula modernisieren, und denjenigen, die darüber entscheiden, ob es Mittel und Personal an Hochschulen für Aufgaben der Entrepreneurship Education in der Hochschullehre gibt, soll diese Studie als Argumentations- und Diskussionsgrundlage dienen.

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