Dissertation CC BY 3.0
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Charakterisierung der antiviralen Wirkung von Orlistat als Arzneistoff der Adipositas-Behandlung

Durch Coxsackievirus B3 (CVB3) ausgelöste Myokarditiden stellen ein großes therapeutisches Problem dar, da nach wie vor keine ursächliche Therapie möglich ist. Die Modifikation des Fettstoffwechsels der Wirtszelle könnte hier ein neuer Ansatzpunkt sein. Die für CVB3 notwendigen sogenannten Viroplasmen bestehen aus zelleigenen Fettsäuren. Eine Hemmung des zellulären Fettsäurestoffwechsels könnte somit Einfluss auf die Viroplasmenbildung und damit die virale Replikation haben. Dazu wurden Orlistat und Phloretin verwendet: Orlistat hemmt die Fettsäuresynthase der Zelle. Phloretin greift am Import von freien Fettsäuren an. Nach der Behandlung der Zellen mit Orlistat konnten signifikant niedrigere Virustiter ermittelt werden, als bei den unbehandelten Kontrollen. Das Nachlassen dieses Effekts legte nahe, dass die irreversible Hemmung der Fettsäuresynthase nach einigen Stunden möglicherweise durch andere Mechanismen kompensiert wurde. Bei der Verwendung von Phloretin zeigte sich nur ein marginaler Effekt. Durch Phloretin wird vor allem in hohen Dosen die Zellmembran geschädigt, was zur erleichterten Virusfreisetzung führen könnte. Womöglich hob diese Wirkung den hemmenden Effekt des reduzierten Fettsäureimports auf. Des Weiteren erschien eine Kompensation der inhibierten Aufnahme durch eine starke Expression der Fettsäuresynthase wahrscheinlich. Bei kombinierter Applikation beider Subtanzen zeigte sich ein deutlicher Effekt: Die Titer der behandelten Proben waren signifikant niedriger als die der Unbehandelten bzw. der mit nur einer Substanz behandelten. Es ist möglich, dass dies auf einer nur langsam einsetzenden Kompensation mittels freier Diffusion von Fettsäuren beruht. Durch die durchgeführten Versuche konnte die Abhängigkeit der Replikationsrate von einer suffizienten Fettsäureverfügbarkeit nachgewiesen werden. Vor allem die Kombination von Orlistat und Phloretin stellte hier einen interessanten neuen Ansatz in der Therapie der CVB3-induzierten Myokarditis dar.

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