Die Bedeutung der Bakterien des sogenannten roten Komplexes nach Sokransky in der Ätiologie der Parodontitis : eine aktuelle Literaturübersicht

Dr. Sigmund Sokransky stellte in den 1990er Jahren ein Komplex-Modell vor, laut dem spezifische Gruppen von Parodontalpathogenen mit unterschiedlichen Stadien entzündlicher Veränderungen des Parodonts assoziiert sind. Akute und chronische Verlaufsformen der Parodontitis korrelieren gemäß seiner Untersuchungen stark mit dem Vorkommen dreier Bakterien, Porphyromonas gingivalis, Tannerella forythia und Treponema denticola, die in Folge als ‚roter Komplex‘ bezeichnet wurden. Zahlreiche bakterielle Proteine und Oberflächenstrukturen sind als Virulenzfaktoren an der Pathogenese der Parodontitis beteiligt. Trotz ihrer strukturellen Unterschiede beeinflussen sie die gleichen zellulären und systemischen Abläufe: Sie dysregulieren unter Anderem immunologische Prozesse (besonders das Komplementsystem und entzündungsrelevante Signaltransduktionswege), sie unterstützen die Besiedlung von Zellen des Epithels zwecks Reservoirbildung und tragen außerdem unmittelbar zur Gewebezerstörung bei. Die aktuell bekannten Virulenzfaktoren der Bakterien des roten Komplexes sowie ihre Angriffsziele wurden im Rahmen dieser Arbeit zusammenfassend beschrieben und ihre Relevanz bei der Pathogenese (auch vor dem Hintergrund des von Hajishengallis und Lamont vorgeschlagenen Erweiterungs-Modells der Polymikrobiellen Synergie und Dysbiose) sowie die Beteiligung einer Resolutionsstörung an der Parodontitisentstehung wurde diskutiert. Die detaillierte Kenntnis der an einer Erkrankung beteiligten Mikroorganismen und ihrer Virulenzfaktoren bereitet den Weg für die gezielte Entwicklung neuer Therapieansätze.

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