Forschungstechnologien und Wissenschaftspolitik in der Biografie des Physikers Max Steenbeck (1904-1981)

Der Physiker und Wissenschaftsorganisator Max Steenbeck (1904–1981) entstammt der Generation nach den großen Umwälzungen im Weltbild der Physik zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Mit ihm steht eine Wissenschaftlerbiografie im Fokus dieser Studie, an der beispielhaft Forschungsstrukturen und -typen in der Mitte des 20. Jahrhunderts untersucht werden. In dieser Zeit fanden tiefgreifende gesellschaftspolitische Veränderungen statt, die auf das System Wissenschaft nachhaltige Auswirkungen haben. Max Steenbecks Lebensstationen als Industriephysiker bei Siemens, als vereinnahmter Wissenschaftler im sowjetischen Atomprogramm und als Physiker und Wissenschaftspolitiker in der DDR vereinen die Umbrüche auf gesellschaftlichen, wissenschaftsorganisatorischen und fachlich-physikalischen Gebieten. In dieser Studie werden deshalb zwei Forschungsansätze mittels einer biografischen Klammer durch die Person von Max Steenbeck verbunden und zur Analyse genutzt: Der eine untersucht Forschungstechnologien (Joerges, Shinn) und der andere betrachtet Wissenschaft und Politik als Ressourcen für einander (Ash). Steenbeck steht exemplarisch für die Entwicklung transdisziplinär eingesetzter Forschungstechnologien, wie dem Betatron, der Röntgenblitztechnologie oder der Gasultrazentrifuge zur Isotopentrennung von Uran. Später war Steenbeck mit Arbeiten zur friedlichen Nutzung der Kernenergie befasst und erklärte mit einer Jenaer Arbeitsgruppe Magnetfelder kosmischer Körper über Modelle eines selbsterregten Dynamos. In der vorliegenden Studie wird die Entwicklung dieser Technologien in den unterschiedlichen Funktionssystemen von Wissenschaft, Industrie und Staat analysiert und in ihrer Gesamtheit nachgezeichnet. Hinzu kommt, dass Steenbeck als einer der bedeutendsten Wissenschaftsorganisatoren der DDR von 1957 bis 1975 die Bedingungen für wissenschaftlich-technische Innovationen entscheidend mitbestimmte. Der individuelle biografische Zugang erlaubt es, mit der gewählten Verknüpfung der theoretischen Ansätze, neue Perspektiven bezüglich der Konfiguration von Ressourcen für das System Wissenschaft, insbesondere in der DDR, zu erschließen und damit ein erweitertes Verständnis für das Verhältnis von sozialistischem Staat und Wissenschaft zu eröffnen.

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