Der Geruch- und der Geschmacksinn sind eng mit Gefühlen verbunden und stehen unter dem Einfluss unserer Stimmung. Depressive Patienten besitzen eine verminderte olfaktorische Sensibilität. Gleichsam konnte für den Geschmackssinn eine veränderte Wahrnehmung bei Depressiven dargestellt werden. Aber auch gesunde Menschen sind in ihrem Riechvermögen durch eine traurige Stimmung, welche experimentell induziert wird, beeinflussbar. Wir stellten in dieser Arbeit die Hypothese auf, dass eine traurige Stimmung sowohl die olfaktorische als auch die gustatorische Sensibilität vermindern kann. Dazu induzierten wir mithilfe der Stimmungsinduktion nach Velten eine traurige und zum Vergleich neutrale Stimmung bei gesunden Probanden. Anhand von Wahrnehmungsschwellentestungen untersuchten wir die Geschmacks- und Geruchsperzeption vor und nach der induzierten Stimmung. Im Gegensatz zu unserer aufgestellten Hypothese verringerte sich nicht die olfaktorische Sensibilität der Probanden, die die traurige Stimmungsinduktion erhielten. Vielmehr konnten wir eine signifikante Abnahme der Wahrnehmungsschwellen für die beiden Geruchsstoffe n-Butanol und Phenylethylalkohol im traurigen Affekt darstellen, welche eine Zunahme der Geruchsempfindung bedeutet. Für die Perzeption des süßen und sauren Geschmacksstoffes ließ sich keine signifikante Änderung nach der traurigen Stimmungsinduktion verzeichnen. Unsere Ergebnisse stehen im Widerspruch zu den Untersuchungen, die mit depressiven Patienten durchgeführt wurden. Wir nehmen an, dass eine induzierte traurige Stimmung einen anderen Einfluss auf die Geruchs- und Geschmackswahrnehmung hat als eine Depression. Auf welche Art und Weise eine traurige Stimmung jedoch die Perzeption beeinflusst, kann nur spekuliert werden. Vermutlich kommt veränderten Aufmerksamkeitsaspekten bei einer induzierten traurigen Stimmung eine wesentliche Bedeutung zu.