Dorsopathien gehören in allen Industrienationen zu den gröten Gesundheitsproblemen. Die Genese der Erkrankungen ist unzureichend verstanden. Den gröten Anteil innerhalb der Dorsopathien hat der unspezifische Rckenschmerz. Bei den betroffenen Patienten fehlt ein pathomorphologisches Korrelat. In der Literatur finden sich Hinweise auf funktionelle Defizite. Somit ist es sinnvoll und notwendig, funktionelle Untersuchungen zu etablieren. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Funktion der Rumpfmuskulatur an gesunden Probanden (16 Frauen, 15 Männern) zu evaluieren und gleichzeitig Normwerte zu etablieren. Dazu wurden Probanden bis zu 90° in der Sagittal- und Frontalebene gekippt. Hierbei wurden lediglich Füße und Hüfte fixiert. Der Oberkörper musste gegen die wirkende Gravitation stabilisiert werden. Bei idealer Ausfhrung lagen rein isometrische Beanspruchungen vor. Über die Variation von Kippwinkel und Kipprichtung ist es somit hypothetisch möglich, wiederholbar und fein graduiert die Rumpfmuskulatur zu beanspruchen. Die myoelektrischer Aktivität wurde mittels Oberflächen-EMG quantifiziert. Es konnte eine ausreichende Reliabilität fr den Versuchsaufbau nachgewiesen werden. In primär koordinativ anspruchsvollen Situationen wurde eine signifikante geschlechtsspezifische Aktivitätsverteilung in der Rumpfmuskulatur nachgewiesen. Folglich müssen statisch-koordinative Betrachtungen der Rumpfmuskulatur stets für beide Geschlechter getrennt erfolgen. Für den M. obliquus internus konnte eine von den übrigen Bauchmuskeln deutlich abweichende Aktivitätscharakteristik bei ansteigenden Kippwinkeln aufgezeigt werden, welche nach Literaturlage für einen global stabilisierenden Muskel in dieser Form nicht zu erwarten war. Die postulierte strenge Zuordnung zu einem funktionellen System ist somit für den M. obliquus internus kritisch zu beurteilen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung lassen vielmehr auf eine koordinative Schlüsselrolle mit einer hohen Funktionsspezifik schließen.