Zahlreiche Studien belegen, dass bei gesunden Probanden eine schlafabhängige Lernkonsolidierung vorliegt. Im Schlaf werden zuvor erworbene Gedächtnisinhalte gefestigt mit erhöhter Resistenz gegenüber konkurrierenden Informationen. Patienten mit benignen Partialepilepsien des Kindesalters weisen häufig neuropsychologische Defizite auf. Im Schlaf bestehen bei diesen Kindern epilepsietypische Potentiale in Form von Sharp Waves auf. Auffällig ist eine Korrelation zwischen der Quantität der nächtlichen Aktivierung der Sharp waves und der Ausprägung der kognitiven Beeinträchtigungen. Diese Arbeit untersucht, ob bei Kindern mit nächtlichen Sharp waves eine Störung der schlafabhängigen Lernkonsolidierung vorliegt. 20 gesunde Probanden und 20 Patienten mit schlafaktivem Sharp wave-Fokus im Grundschulalter nahmen an einer neuropsychologischen Testung für das visuelle und verbale deklarative Gedächtnis teil. In der Nachttestung erfolgte abends das Training von Lernlisten beider Tests. Nach einem ca. 12-stündigen Intervall wurden den Kindern am nächsten Morgen erst konkurrierende Informationen in Form von Interferenzlisten angeboten. Anschließend wurden die Lernlisten vom Vorabend abgefragt. In der Tagtestung wurden Parallelformen beider Tests eingesetzt und das ca. 12-stündige Intervall lag über den Tag. Innerhalb der Probandengruppe waren die Leistungen bei Abruf der Lernlisten nach dem Schlafintervall signifikant besser als nach dem Wachintervall und die Verlustrate signifikant geringer. Die Patienten zeigten keinen signifikanten Unterschied zwischen Nacht- und Tagtestung. Dieser Gruppenunterschied bezüglich der Konsolidierung konnte signifikant bestätigt werden. Die Ergebnisse zeigen, dass bei Kindern mit nächtlichen Sharp waves die schlafabhängige Lernkonsolidierung gestört ist. Auch wenn den neuropsychologischen Defiziten sehr wahrscheinlich ein komplizierter Pathomechanismus zu Grunde liegt, bietet die vorliegende Pilotstudie einen Ansatz für weitere Forschungsanstrengungen.