Selbstbeschreibungen von Menschen, die als behindert gelten

Schriftenreihe der Professur "Allgemeine Sonderpädagogik, Pädagogik bei Erziehungsschwierigkeiten und Integration" der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erfurt "Die Erfahrung von Behinderung ist oft in erster Linie die des Behindert-Werdens durch – wie Fredi Saal sie nennt – „unbehinderte Menschen“ (Saal, 1980, 126), die mit ihren Klischees, Vorurteilen und Stereotypen über „das Wesen von Behinderung“ unterstellen, dass das Leben mit Einschränkungen und Beeinträchtigungen nicht als vollwertig oder gar als zufriedenstellend und erfüllt gelebt und erlebt werden kann. Diese Unterstellung des Defizitären führt nicht nur in der Metapher dazu, dass Rollstuhlfahrer – zumindest sprachlich – an ihren Rollstuhl gefesselt werden, sondern dass viele Menschen, die mit einer Behinderung leben, in erster Linie die Reaktionen ihrer Mitmenschen auf ihr Anders-Sein als behindernd erleben, sie werden behindert (Eberwein, Sasse, 1998). Sich selbst erleben und bewerten sie dagegen oft sehr anders. ... Inklusion kann nur gelingen, wenn wir nicht nur sogenannte harte Realitäten verändern, sondern auch unser Denken, unsere Wahrnehmungsmuster, unsere Bewertungen und unsere Voreingenommenheiten. Um diesen Prozess voranzubringen und zu unterstützen, ist es sinnvoll, die zu Wort kommen zu lassen, um die es geht. Mit diesen Menschen zu reden, statt – wie in der Sonderpädagogik nach wie vor üblich – über sie. Deshalb werden wir in dieser Reihe Beispiele veröffentlichen von „Gesprächen mit Menschen“ (Sorge, 2010), die in aller Regel aus ihrer Innenperspektive heraus Wirklichkeiten ihrer selbst beschreiben, die oft anders (und viel normaler) sind, als wir oft glauben und unterstellen." (Aus dem Vorwort von Prof. Dr. habil. Winfried Palmowski)

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