Die genetische Variabilität der Influenza-A-Viren ermöglicht es ihnen sowohl Vögel als auch Menschen und Schweine zu infizieren und gefährliche Reassortanten hervorzubringen. Aus diesem Grund ist die genetische Charakterisierung porziner Viren auch aus humanmedizinischer Sicht von großer Bedeutung. Durch die Verwendung der NGS-Technologie von Illumnia wurden im Vergleich zur bisher verwendeten cycle sequencing-Methode folgende Vorteile beobachtet: einen 3fach höheren Durchsatz an zu entschlüsselnden Viren durch die gleichzeitige Sequenzierung von 7 bis 10 Virusisolaten (Multiplex-Sequenzierung) sowie eine deutlich höhere statistische Absicherung der Sequenzabfolge. Die Phylogramme zeigten, dass in Europa, unabhängig zu den nordamerikanischen Schweineviren, drei genetische Linien entstanden sind: die avian-like H1N1-, die human-like H3N2- sowie die human-like H1N2-Linie. Die Daten wiesen ebenso auf eine kontinuierliche Entwicklung innerhalb der europäischen Schweineviren hin, welche durch die Akkumulation von Mutationen verursacht wird. Neben dem Nachweis von wirtsübergreifenden Infektionen (Schwein↔Mensch, Vogel→Mensch und Schwein→Vogel) und Resistenzmutationen konnte auch erstmalig eine neue PB1-F2-Variante von 101 AS detektiert werden. Über die Generierung von Virusrekombinanten bestehend aus dem genetischen Material der H1N1-Viren A/sw/Potsdam/15/81, A/sw/Belzig/2/01 und A/WSN/33 konnte mittels Passagierung der Viren unter Amantadindruck die Entstehung resistenzvermittelnder Mutationen im M2 nachgestellt werden. Neben den bereits publizierten Mutationen V27A, A30T, S31N und G34E wurden folgende bisher unbekannte resistenzvermittelnde AS-Substitutionen identifiziert: A30E und S31F. Auch konnte über die Herstellung Amantadin-sensitiver Viren, welche anstelle von Leucin bzw. Valin für die AS Isoleucin an Position 26 bzw. 27 kodierten, gezeigt werden, dass diese Substitutionen keinen Einfluss auf die Suszeptibilität der Viren gegenüber Amantadin ausübten.