Experimentelle Studien zum Einzelwortabruf bei Aphasie und bei der Alzheimerdemenz

Aphasiker und Alzheimerkranke zeigen oberflächlich ähnliche sprachliche Auffälligkeiten, was dazu führt, dass diese Patienten in der klinischen Praxis häufig schwer zu unterscheiden sind. Bisherige Studien lieferten bezüglich des Differenzierungsproblems kaum praxisrelevante Lösungsansätze, weshalb im Rahmen dieses Dissertationsprojektes drei experimentelle Studien - konzipiert auf der Basis theoriegeleiteter Hypothesen über die Ursache aphasischer und alzheimerbedingter Sprachstörungen - durchgeführt wurden. 19 Aphasiker und 16 Alzheimerpatienten mit leicht- bis mittelgradigen Sprachstörungen absolvierten einen Benenn-, zwei Assoziations- und einen Wortflüssigkeitstest. Anhand dieser Tests sollten Anhaltspunkte identifiziert werden, die auf eine Aphasie bzw. auf eine Alzheimerdemenz hinweisen und auf Grundlage derer eine statistisch abgesicherte Differenzierung dieser beiden Störungsbilder in Aussicht steht. Während die Auswertung der Benenn- und der Assoziationsleistungen insgesamt nur wenige signifikante Unterschiede erbrachte, ist der Wortflüssigkeitstest für eine Differenzierung von Aphasikern und Alzheimerpatienten offenbar gut geeignet. Die beiden Patientengruppen zeigten ähnliche semantische Wortflüssigkeitsleistungen, unterschieden sich aber in der phonologischen Testbedingung signifikant voneinander. Anhand ihrer Wortflüssigkeitsleistungen konnten in der vorliegenden Studie 89,5% der Aphasiker (17/19) und 75% der Alzheimerpatienten (12/16) korrekt klassifiziert werden. Die eingangs formulierten Hypothesen zur Ursache der Sprachstörung erhalten durch die Ergebnisse der experimentellen Studien klar Unterstützung. Die Testperformanz der Alzheimerpatienten spricht für eine semantische Beeinträchtigung, die der Sprachstörung zugrunde liegt, während die Leistungen der Aphasiker mit der Hypothese eines Zugriffsdefizits vereinbar sind.

Aphasics and patients with Alzheimer´s disease show superficially similar linguistic features, which means that the differentiation of these patients in clinical practice is often difficult. Previous studies have provided no clear differentiation-related solutions. That is why three experimental studies – designed on theoretical hypotheses about the cause of aphasic and dementia-related speech disorders – have been conducted within the framework of this doctoral thesis. 19 aphasics and 16 Alzheimer´s patients with mild to moderate speech problems completed a naming test, two association tests as well as a semantic and a phonological word fluency test. Evidence should be identified which indicates aphasia or Alzheimer’s disease and by which a statistically significant differentiation of these two disorders is possible. Whereas the evaluation of the naming performance and the association results lacked con-vincing differences, the verbal fluency test is obviously suitable to differentiate between the two patient groups. Both groups showed similar semantic fluency performance, but differed significantly in the phonological test condition. Based on their verbal fluency performance, 89.5% of the aphasic patients (17/19) and 75% of the Alzheimer patients (12/16) could be classified correctly.The hypotheses about the cause of speech impairment are clearly con-firmed by the results of the experimental studies. The test performance of the Alzheimer patients suggests a semantic impairment that underlies their speech disorder, while the results of the aphasic patients are compatible with the hypothesis of an access deficit.

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