Fatigue bzw. Chronic Fatigue Syndrome nach Q-Fieber? : Körperliches und seelisches Befinden der Patienten eineinhalb Jahre nach dem Ausbruch der Krankheit

  • Einleitung: Im Juni 2005 kam es in Jena zu einem der größten dokumentierten Q-Fieberausbrüchen weltweit. 331 Fälle wurden identifiziert. Monate nach der akuten Erkrankung klagten einige Patienten über anhaltende Erschöpfung. Ergebnisse einiger weniger Studien aus Australien und England geben Hinweise auf ein dem Q-Fieber folgendes Fatigue-Syndrom. In dieser Studie sollte untersucht werden, ob Menschen, die 2005 vom Q-Fieberausbruch in Jena betroffen waren im Vergleich zu einer Kontrollgruppe verstärkt an verschiedenen Formen von Fatigue leiden. Weiterhin sollten diese Menschen hinsichtlich einiger psychosozialer Kriterien charakterisiert werden, um Hinweise für die Bedeutung einzelner Faktoren hinsichtlich der multifaktoriellen Genese von Fatigue und dem Chronic Fatigue Syndrom (CFS) zu erhalten.
  • Methoden: Im Rahmen einer Fall-Kontrollstudie wurden ehemalige Q-Fieberpatienten und damals nicht betroffene Kontrollprobanden anderthalb Jahre nach dem Q-Fieberausbruch gebeten, eine Fragebogenbatterie mit standardisierten Fragebögen wie das MFI-20 oder SF-12 zu bearbeiten. Außerdem wurden mit dem CFS assoziierte Symptome erfragt. Probanden, die Hinweise für Fatigue zeigten, wurden anschließend mittels eines Kurzinterviews zum Ausschluss psychologischer Störungen befragt.
  • Ergebnisse: 84 der damals betroffenen Menschen sowie 85 Kontrollprobanden konnten in die Studie mit eingeschlossen werden. In der Patientengruppe trat Fatigue (54,6%) im Vergleich zur Kontrollgruppe (20%) signifikant häufiger auf (p< 0,001). Unter chronischer Erschöpfung litten 32,14% der Patienten und 4,71% der Kontrollprobanden (p< 0,001). Die Symptome „übermäßige Erschöpfung nach körperlicher Anstrengung“, Muskelschmerzen“, „unerfrischender Schlaf“ und „Konzentrationsschwierigkeiten“ kamen in der Patientengruppe signifikant häufiger vor. Jedoch erfüllte nur jeweils ein Proband aus beiden Vergleichsgruppen die Kriterien für das CFS. Im Vergleich der Patienten mit Fatigue mit jenen ohne Fatigue konnten signifikante Unterschiede hinsichtlich der Neigung zu somatoformen Störungen und Krankheitsängsten gefunden werden.
  • Diskussion: Auch die Ergebnisse dieser Studie geben Hinweise auf ein dem Q-Fieber folgendes Fatigue-Syndrom. Die psychosozialen Unterschiede geben Hinweise darauf, dass eine psychosoziale Vulnerabilität die Entstehung von Fatigue nach Q-Fieber mit begünstigt. Innerhalb der letzten 5 Jahre stieg die Anzahl der Q-Fiebererkrankungen in Deutschland. Mit einem Fatigue-Syndrom als Langzeitfolge erhält die Krankheit eine neue Dimension und unterstreicht, wie wichtig die Einhaltung der Präventionsmaßnahmen gegen Q-Fieber-Ausbrüche ist.

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