Die Studie untersucht, wie hoch die Quecksilberbelastung von Kindern einer brasilianischen Favela in der Goldabbauregion um Recife ist und in welchem Umfang Amalgamfüllungen zu dieser Belastung beitragen. Die Untersuchung erfolgte an 47 Kindern und Jugendlichen (28 weiblich), deren Lebensumgebung nach sozialen Kriterien in 3 Favelaklassen eingeteilt wurde. Die Probanden wurden mit Hilfe eines Fragebogens sowie zahnmedizinisch untersucht. Die Quecksilberkonzentration im Urin wurde mit Hilfe der Kaltdampf-Atomabsorptionsspektro-skopie bestimmt. Mit der gleichen Methode wurde das Trinkwasser in den Favelas auf Quecksilber untersucht. Die gemessenen Quecksilber-Werte im Urin der Probanden lagen zwischen <0,2 µg/g Kreatinin und 22,5 µg/g Kreatinin, der Median betrug 0,58 µg/g Kreatinin. Der Zusammenhang zwischen den Lebensbedingungen in den Favelaklassen und der Quecksilber-Harnausscheidung war zwar nicht signifikant (p=0,0765), im Trend aber sehr deutlich: Der Median lag in der Favelaklasse 3 mit 1,44 µg Quecksilber/g Kreatinin mehr als 4mal so hoch wie in der Favelaklasse 1 (0,29 µg Quecksilber/g Kreatinin). Es konnte kein Zusammenhang zwischen der Quecksilber-Ausscheidung im Urin und der Anzahl der vorhandenen Amalgamfüllungen gezeigt werden. Demgegenüber stand aber eine deutliche Beziehung zwischen den Favelaklassen und der Quecksilber-Konzentration des Trinkwassers. Der Median lag in der Favelaklasse 3 mit 0,7 µg Quecksilber/ l mehr als doppelt so hoch wie in Favelaklasse 1. Dort wurden 0,3 µg Quecksilber/l gemessen. Trotz einer gegenüber deutschen Verhältnissen deutlich höherer Quecksilber-Belastung zeigte keiner der Probanden Symptome oder Zeichen einer Vergiftung. Offensichtlich spielt der Quecksilbereintrag in den menschlichen Organismus aus Amalgamfüllungen unter den hier untersuchten Lebensbedingungen eine geringere Rolle. Die vergleichende Bewertung von Füllungsmaterialien kann bei hoher Umgebungsbelastung vernachlässigt werden. Die Wahl des Füllungsmaterials in Entwicklungsländern kann sich nach Langlebigkeit und Preis orientieren. Ein toxikologischer Einfluss war nicht nachweisbar. Unter diesen Kriterien ist das Amalgam weiterhin Material der Wahl.