Apoptotische Neurodegeneration im unreifen Rattengehirn bis zu zwei Wochen nach Phenobarbital-Applikatio am siebten Lebenstag

Phenobarbital ist das Medikament der Wahl bei der Behandlung von Krampfanfällen in der Neugeborenenperiode. Jedoch wurde diese Therapie durch eine Studie von Bittigau et al. (Bittigau et al. 2002) in Frage gestellt, in der eine Steigerung der Apoptoserate im Gehirn neugeborener Ratten 24 Stunden nach einer Einmalgabe Phenobarbital (PB) bereits bei therapeutischen Dosierungen beschrieben wird. In dieser Arbeit soll die Apoptoserate im Gehirn neugeborener Ratten bis zu 14 Tage nach PB-Applikation am 7. Lebenstag (P7) in zwei unterschiedlichen Dosierungen mittels Anfärbung von Hirnschnitten mit Hämatoxylin-Eosin unter dem Lichtmikroskop untersucht werden. Bei der Auswertung der Ergebnisse zeigte sich bei den Kontrolltieren ein physiologischer Verlauf der Apoptoserate. Bei der Versuchsgruppe, die mit 50 mg PB/kg KG behandelt worden war, zeigten sich keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Anzahl apoptotischer Zellen im Gehirn im Vergleich zur Kontrollgruppe. Im Gehirn der Tiere, die 87,5 mg PB/kg KG erhalten hatten, ließen sich an den Tagen P10 und P11 in verschiedenen Hirnregionen signifikant vermehrte apoptotische Zellen nachweisen im Vergleich zu den Kontrolltieren. Jedoch traten die signifikanten Unterschiede zur Kontrollgruppe unregelmäßig sowohl hinsichtlich der betroffenen Hirnregionen als auch im zeitlichen Verlauf auf. Der vermehrte apoptotische Zelluntergang im Gehirn nach einer supratherapeutischen PB-Dosis könnte eine direkt Folge des Antiepileptikums sein. Denkbar wäre aber auch, dass er eine Folge der unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist, insbesondere der temporären Unterernährung, die durch die Sedierung und damit Trinkschwäche zustande kam. Für die Therapie beim Menschen können auf der Grundlage dieser Arbeit keine konkreten Empfehlungen ausgesprochen werden. Trotzdem muss man sich anhand der Datenlage möglicher negativer Auswirkungen des Medikaments auf die neuronale Entwicklung bewusst sein.

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