Mikrostrukturelle und qualitative Veränderungen der Tibialis-posterior-Sehne beim erworbenen Pes planovalgus

Die Ätiologie des erworbenen Pes planovalgus des Erwachsenen ist multifaktoriell, wobei die Tibialis-posterior-Sehnen-Dysfunktion in der Pathogenese eine der wichtigsten Rollen spielt In der vorliegenden Dissertation wurden deshalb neun Tibialis-posterior-Sehnen von amputierten Unterschenkeln, die als „gesunde“ Vergleichsgruppe dienten, mit zehn Postikussehnenproben, die innerhalb der operativen Versorgung von Patienten mit Knickplattfuß entnommen wurden, verglichen. Als Methoden wurde die histologische Untersuchung der Sehne in den Mittelpunkt gestellt, wobei die Feinanalyse des Gewebes durch Immunhistochemie und den Nachweis von spezifischer mRNA durch PCR erfolgte. Alle Operationspräparate von Patienten mit Knickplattfuß wiesen typische Anzeichen eines chronisch degenerativ veränderten Gewebes auf. Dabei konnten auch in makroskopisch scheinbar noch intakten Präparaten bereits degenerative Abschnitte nachgewiesen werden. Diese Sehnenabschnitte zeichneten sich durch eine deutliche Zellzahlvermehrung aus. Hervorgerufen wurde diese Zellzahlvermehrung zum Großteil eine im Vergleich zur eher hypovaskulären „gesunden“ Sehne massiv hervortretenden Neovaskularisation. Im Gegensatz zu anderen chronischen Sehnendegenerationen konnte kein Faserknorpel als degenerationsbegünstigender Faktor innerhalb der Sehne nachgewiesen werden. Für den klinischen Alltag ergibt sich aus diesen Ergebnissen, dass von den operativen Maßnahmen, denen eine Raffung der Postikussehne zur Behandlung der Sehnendysfunktion bei Pes planovalgus zugrunde liegt, Abstand genommen werden sollte, da der chronisch degenerative Prozess auch makroskopisch gesundes Gewebe mit großer Wahrscheinlichkeit bereits betroffen hat. Aufgrund der vorliegenden Untersuchungen erscheint es eher sinnvoll, die verstärkte Neovaskularisation, die die mechanische Schwächung der Sehnengrundstruktur einleitet, als therapeutischen Angriffspunkt ins Therapiekonzept aufzunehmen.

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