Messung der Sauerstoffsättigung retinaler Gefäße unter Glukoseprovokation bei Diabetikern und Normalprobanden

Mit Hilfe der unterschiedlichen Extinktionsspektren von oxygeniertem und desoxygeniertem Hämoglobin ist es möglich, die Sauerstoffsättigung im Blut zu bestimmen. Basierend auf dieser Grundlage gibt es verschiedene Ansätze zur Sauerstoffsättigungsmessung. In dieser Arbeit wurde eine neu entwickelte 4-Wellenlängenmethode des Jenaer-Imaging-Spektrometers zur Bestimmung der retinalen Sauerstoff-sättigung getestet und gleichzeitig die Unterschiede der Sauerstoffsättigung bei an Diabetes mellitus erkrankten Probanden im Vergleich zu Gesunden während Glukosebelastung untersucht. Insgesamt wurden 31 an Diabetes mellitus erkrankte Probanden und 19 Normalprobanden untersucht. Die Messung wurde in Anlehnung an den aus der Literatur bekannten oralen Glukosetoleranztest (OGTT) durchgeführt. Die Sauerstoffsättigung der retinalen Venolen zeigte im Verlauf der Messung in der Probandengruppe der Normalpersonen eine signifikante Änderung. 30 Minuten nach Glukosetrunk verringerte sich die Sauerstoffsättigung um ca. 4% im Vergleich zu dem Messwert vor dem Glukosetrunk. Im weiteren Messverlauf glich sich die Sauerstoffsättigung ohne Überschwingen wieder an den Ausgangswert an. In der Gruppe der an Diabetes mellitus erkrankten Probanden war dieser signifikante Abfall der venösen Sauerstoffsättigung nicht nachweisbar. Es war die Sättigung zu jedem Messzeitpunkt gleich dem Ausgangswert. Verglich man aber die Werte der Normalprobanden mit denen der Diabetiker, so fiel auf, dass die venöse Sauerstoff-sättigung der Diabetiker zu jedem Messzeitpunkt, ausgenommen 120 Minuten nach Glukosetrunk, signifikant höher als in der Vergleichsgruppe war. Durch Gabe von Glucose wird der Stoffwechsel bei Gesunden, ausgedrückt durch einen gesteigerten Sauerstoffverbrauch, erhöht, was sich in einer Senkung der Sauerstoffsättigung 30 min nach Glucosebelastung zeigt. Die generell höheren Sauerstoffkonzentrationen in den Venolen bei Diabetikern sind als Ausdruck der gestörten Diffusion des Sauerstoffes durch das Gefäßendothel, ausgelöst durch den bestehenden Insulinmangel, anzusehen. Diese Ergebnisse sind so zu interpretieren, dass die scheinbar bessere Versorgung mit Sauerstoff nur im Gefäßsystem, nicht aber in der Peripherie der Netzhaut vorhanden ist und somit hier trotzdem eine Minderversorgung vorliegt. Die Ergebnisse stellen eine wichtige Grundlage zur Beurteilung der Sauerstoffversorgung der Netzhaut und zum besseren Verständnis der Mikrozirkulation dar.

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