Ziel der vorliegenden Studie war es, histomorphologische Reaktionen des Endodonts auf verschiedene Ausprägungsformen von inzisalen/ okklusalen und zervikalen Abrasionen zu untersuchen. Die Einteilung der 93 kariesfreien, humanen Zähne erfolgte in 2 Gruppen (Gruppe I: 66 Zähne mit inzisalen bzw. okklusalen Abrasionen; Gruppe II: 27 Zähne mit zervikalen Abrasionen, die immer mit inzisalen bzw. okklusalen Abrasionen kombiniert waren). Für die histologische Untersuchung wurden Stufenschnitte (5-7µm; mind. 30 Schnitte pro Zahn) hergestellt. Die Färbung der Schnitte erfolgte mittels HE-Färbung, zur besseren Differenzierung kollagener Fasern wurde die Trichromfärbung nach GOLDNER und zur Darstellung von Bakterien durch die Färbung nach JOHN HOPKINS durchgeführt. Mit Hilfe eines histopathologischen Auswertungsschemas (ZÖLLNER et al. 1998) wurden Veränderungen des Endodonts graduell (3 bis 6 Stufen) erfasst. Bewertet wurden strukturelle Veränderungen des Pulpabindegewebes, die reguläre und irreguläre Reizdentinbildung, die Dentikelbildung, die Dentinresorption, das Vorkommen von Entzündungszellen und von Nekrosen und die bakterielle Besiedlung der durch Abrasion eröffneten Dentintubuli. Die Schichtdicken des gebildeten Reizdentins und die Läsionstiefen (Gruppe II) wurden quantitativ erfasst. Die Ergebnisse zeigten, dass die pathologische Hartgewebsbildung (reguläres und irreguläres Reizdentin) die Hauptreaktion des Endodonts für beide Gruppen darstellte. Die Zunahme der Schichtdicke des gebildeten Reizdentins korrelierte mit der Ausprägung der inzisalen bzw. okklusalen Abrasion (Gruppe I). Für die Gruppe II zeigte sich, dass die Messwerte der Läsionstiefen und die in diesem Zusammenhang gebildeten Schichtdicken des Reizdentins korrelierten. Weiterhin zeigten beide Gruppen ausgeprägtere Reaktionen in Bezug auf Veränderungen des Pulpabindegewebes. In wenigen Fällen wurden Dentikel (14 Zähne), akute und chronische Entzündungszellen (10 Zähne) und Nekrosen (4 Zähne) diagnostiziert. Dentinresorptionen und bakterielle Besiedlungen der durch Abrasion freigelegten Dentintubuli konnten nicht festgestellt werden.