Bedeutung von Ixodes ricinus sowie Kleinsäugern und Vögeln bei der Verbreitung zeckenassoziierter Pathogene innerhalb eines Habitates in Mitteldeutschland

Anaplasma phagocytophilum, Babesia spp. sowie „spotted fever group“ Rickettsien sind Verursacher der humanen granulozytären Anaplasmose, Babesiose und Rickettsiose und gewinnen in Europa als sog. „emerging pathogens“ zunehmend an Bedeutung. Seroepidemiologische Studien belegen zum Teil hohe Prävalenzen dieser Pathogene in Europa. Dies steht in Kontrast zu den bisher vergleichsweise wenigen humanen Manifestationen oben genannter Erkrankungen. Ixodes ricinus gilt in Mitteleuropa als Hauptvektor dieser Pathogene. Die vorliegende Arbeit hatte zum Ziel, Informationen über die Rolle von Mäusen und Vögeln als mögliche Reservoire für oben genannte Pathogene zu erlangen und die Transmissionszyklen innerhalb eines Habitates zu beleuchten. Dazu wurden von Mai bis Oktober 2007 658 Zecken der Gattung I. ricinus in Reifenstein, Nordthüringen von 166 Mäusen, 56 Vögeln und aus dem Freiland gesammelt und mittels PCR, RFLP und Sequenzierung auf das Vorhandensein von A. phagocytophilum, Rickettsia spp. und Babesia spp. untersucht. Insgesamt waren 13,1 % der Zecken mit mindestens einem Erreger infiziert. Dabei konnte Anaplasma spp. in 1,4 %, Rickettsia spp. in 2,6 % und Babesia spp. bei 9,7 % der Zecken nachgewiesen werden. Koinfektionen waren bei 0,6 % zu finden. Die Speziesdifferenzierung ergab die in Deutschland bereits bekannten Spezies A. phagocytophilum, B. divergens, B. microti, R. helvetica und R. monacensis. Es wurden somit erstmals Pathogenprävalenzen von wirtssuchenden sowie an zwei verschiedenen Wirtsspezies gesogenen I. ricinus innerhalb eines Habitates verglichen. Die Ergebnisse deuten auf Apodemus flavicollis als möglichen Reservoirwirt für Anaplasmen sowie auf Kleinsäuger und Vögel als mögliche Reservoire für B. microti hin. Die Etablierung neuer Standards in Diagnostik und Therapie zeckenassoziierter Infektionen stellt eine wichtige Voraussetzung dar, um die Ausbreitung der Erreger und mögliche Gefahren für den Menschen zu minimieren.

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