"... sich begnügen, im Geheimen für das Gute zu wirken" - Der Beitrag Johann Adam Weishaupts zur Pädagogik des Illuminatismus

Geheimbünde als Horte der Erziehung zu bezeichnen, sie gar den Institutionalisierungen des Pädagogischen zuzurechnen, mutet zunächst befremdlich an. Ganz besonders ungewohnt muß dies einer Zeit wie der unseren scheinen, deren Vorstellung von Bildung und Erziehung in Gesetzen klar wiedergegeben ist, staatlicherseits verantwortet und von der Gesellschaft eingefordert bzw. gestaltet wird. Unterzieht man Konzeptionen von geheimen Gesellschaften, Bünden und Orden einer näheren Betrachtung, wird man in den meisten Fällen auf Bestrebungen stoßen, die in bezug auf die Befähigung von Mitgliedern einen pädagogischen Anspruch vertreten bzw. deren Intention von der Ausbildung bestimmter - der jeweiligen Ausrichtung zuträglichen - Persönlichkeitsmerkmale geprägt ist. Nicht selten findet man in einem solchen Rahmen die Vorstellung vom vollkommenen, allseitig gebildeten Menschen. Dieses Ideal wird meist mit Mitteln angestrebt, welche die einzelne Geheimgesellschaft erstellt und häufig in Form eines Lehrsystems an ihre zu bildenden Mitglieder weitergibt. Dies läßt sich beispielsweise für die Katharer, Jesuiten wie auch Rosenkreuzer konstatieren. Es nimmt nicht wunder, daß geheime Vergesellschaftungsformen in der Epoche der Aufklärung derlei Gedanken in besonderem Maße hegten, daß das Geheimbündlerische von unterschiedlichen Seiten als Plattform zur Vervollkommnung des menschlichen Geschlechts in Betracht gezogen wurde. Einem der prominentesten Vertreter des Geheimbundwesens im 18. Jahrhundert, dem Illuminatenorden und seinem Initiator, dem Ingolstädter Professor für Kirchenrecht, Johann Adam Weishaupt, soll mit der nachstehenden Arbeit Aufmerksamkeit zuteil werden. Es soll der Versuch unternommen werden, diesen am 1. Mai 1776 in Ingolstadt gegründeten Bund auf seine pädagogischen Qualitäten hin zu untersuchen und, insoweit dies möglich ist, seinen Beitrag zum pädagogischen Jahrhundert zu bestimmen, einem Jahrhundert, das wie kein anderes als Versuchsfeld mit pädagogischen Ambitionen bestellt wurde, dessen Früchte noch heute einer mittlerweile etablierten Erziehungswissenschaft zugute kommen.

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